Überforderung

© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 4  Für und Wider – Überforderung, epubli.de, 2021.

Überforderung

Ist es nicht eine hoffnungslose Überforderung, ein vollkommenes Leben von allen Kindern Gottes zu erwarten? Wir kämpfen doch schon gegen kleine Sünden und werden ihrer nicht Herr. Werden durch eine solche Forderung nach christlicher Vollkommenheit nicht viele in die Verzweiflung und vielleicht sogar von Gott weggetrieben, weil sie das zu hoch gesteckte Ziel nicht erreichen?

Wer so spricht, kommt in ein Dilemma:
Wer bist du, dass du Gottes gerechte Forderungen abschwächst? Mit welchem Recht nimmst du Gottes Wort nicht ernst? Und woher meinst du, Gottes Volk vor etwas schützen zu müssen, vor dem Gott es nicht schützt?

Du sprichst wie Jerobeam:

1 Kön 12, 28 S
Es ist zu viel für euch, nach Jerusalem hinaufzugehen!

Jedes einzelne Gebot im Neuen Testament sagt, dass und wie wir Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller Kraft lieben sollen.

Zwölfmal sagt uns Gott, dass wir vollkommen sein sollen.

Und Jesus tadelt alle seine Gemeinden und Kinder, die sündigen (Offb 1-3).

Nimm ja nichts weg von den Worten Gottes (Offb 22, 18-19).
Ist das nicht schon Druck genug?
Sündige ich hier, weil ich Gottes Wort verdeutliche?

Ja, Jesus spannt das wunderbare Netz der Vergebung auf, um den Druck aus seinen gerechten Forderungen herauszunehmen. Befreit von unserer Schuld auf dem Weg, dürfen wir immer wieder zu ihm kommen und neu anfangen (1 Joh 2, 1).

Aber am Ende ist der Ruf zur christlichen Vollkommenheit kein Druck, sondern Gottes Wahrheit. Und er ist auch kein Ruf, das zu versuchen, was unmöglich ist, um daran zu zerbrechen.

Der Ruf zur christlichen Vollkommenheit ist vielmehr eine gute Nachricht: Was vorher nicht ging, geht – und zwar durch Christus!

Es ist die gute Nachricht, dass wir uns gar nicht bemühen brauchen – Gott schenkt uns den Sieg einfach so.

Es ist die Korrektur unserer falschen Sicht, etwas aus eigener Kraft erreiche zu wollen.

Anstatt zu versuchen, Gottes Gesetz zu halten, müssen wir unser Ich und Eigenleben kreuzigen, einen Fokuswechsel durchführen. Wir müssen mit unserer eigenen Kraft ans Ende kommen, um Gottes Sieg zu erleben. Wir dürfen wie die Jünger auf Gott warten und beten, bis er mit seinem Heiligen Feuer auf uns kommt. Wir erwarten alles von ihm, nichts mehr von uns selbst.

Keiner der Apostel sagt:

„Ihr Armen, die ihr dieses schwere Gesetz der christlichen Vollkommenheit halten müsst. Passt nur auf, dass ihr nicht daran zerbrecht. Ihr könnt ja eigentlich nicht, versucht es wenigstens ein bisschen.“

Im Gegenteil: Die Apostel richten das Gesetz Christi auf und sind auch völlig überzeugt davon, dass ihre Gemeinden dahin kommen können, es zu halten. Sie kennen die gute Nachricht in der guten Nachricht: Gott befreit uns von unserer Schuld, und er befreit uns auch von der Macht der Sünde.

Mt 5, 19 N
Wer auch nur eins von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen in diesem Sinn lehrt, der gilt in dem Reich, das der Himmel regiert, als der Geringste. Wer aber danach handelt und entsprechend lehrt, der wird in diesem Reich hochgeachtet sein.

Und die Apostel lebten ihre Lehre selber aus – ohne sich durch eigenes nicht-Tun gleichzeitig selbst zu verdammen.

Gottes Forderungen abzuschwächen, das wäre direkter Angriff auf Gott. Wenn wir sagen: „Wir können ja gar nicht!“ fallen wir Gott in den Rücken. Denn wenn Gott sagt „Ihr sollt“ und wir sagen „Wir können nicht“ stellen wir Gott als Lügner dar. Wer sind wir, dass wir die Einschätzung unserer Lage höher bewerten als Gottes Urteil? Lasst uns nicht unser menschliches Sündersein als Feigenblatt unserer Sünde und Scham der Unfähigkeit vor Gott halten. Er wird es nicht akzeptieren. Warum?

Weil Gott uns in Christus ALLES geschenkt hat, was wir brauchen um so zu leben, wie er es will.

2 Petr 1, 3 N
In seiner göttlichen Macht hat er uns alles geschenkt, was wir zu einem Leben in liebevoller Ehrfurcht vor Gott brauchen.

Wir erinnern uns: Gottes Wort gilt auf der Wort-Ebene – im Großen wie im Kleinen. Gott hat uns ALLES geschenkt, was wir brauchen, um so zu leben, wie er will, sagt Gott in seinem Wort. Und wer bist du, der du sagst wir haben nicht alles und sind unfähig, so zu leben, wie Gott es will?

Vollkommenheit ist kein Gesetz, an dem wir zerbrechen sollen, sondern ein Evangelium, an dem wir uns ausrichten und durch das wir frei werden sollen.

Joh 8, 31-36 S
Da sprach Jesus zu den Juden, die an ihn gläubig geworden waren: Wenn ihr in meinem Worte bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen! … Wer Sünde tut, ist der Sünde Knecht. … Wird euch nun der Sohn freimachen, so seid ihr wirklich frei.

Alle Gemeinden im Neuen Testament hatten Schwache unter sich. Trotzdem wurde immer die ganze Gemeinde zur Vollkommenheit aufgerufen und niemand ausgenommen, niemand – falsch – geschont. Gott meint jeden und kann jedem helfen. Alle Kinder Gottes, ja alle Menschen sollen und können vollkommen in Christus dargestellt werden (Eph 4, 13; Kol 1, 28). Alle können ganz geheiligt werden (2 Kor 7, 1), alle können ganz eins werden (Joh 17, 21), alle können mit der Liebe des Vaters erfüllt (Joh 17, 26) und vollkommen werden (Mt 5, 48). Das ist unsere gemeinsame Berufung.

Joh 17, 17-23 S
Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. … Auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; auf dass auch sie in uns eins seien … Ich in ihnen und du in mir, auf dass sie zu vollendeter Einheit gelangen, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst
.

Jesus baut keinen Druck auf. Jesus weckt vielmehr unser Sehnen und unseren Glauben, dass durch sein Handeln an uns alles und für alle möglich ist.

In den Briefen befassen sich die Apostel zwar immer zuerst mit den Sünden einer Gemeinde. Aber kaum gibt es Besserung oder ist eine Gemeinde auf einem guten Weg der Nachfolge, malen die Apostel der Gemeinde das für alle erreichbare Ziel der christlichen Vollkommenheit vor Augen. Und zwar der ganzen Gemeinde, und nicht nur Einzelnen.

Für die Erreichung dieses Zieles verweisen sie auf Gottes Treue seinen Verheißungen gegenüber. So lockt und Gott mit der Köstlichkeit seiner Verheißungen und knallt uns nicht mit der Peitsche ins verheißene Land. Auf der anderen Seite stellen uns die Apostel ihr und Gottes Entsetzen über die Sünde vor Augen. Und sollte uns das nicht in gleicher Weise berühren und in die offenen Arme unseres Retters im verheißenen Land treiben, der uns von allem Bösen erlösen will?

Ja Christus macht uns keinen Druck. Niemand muss an (s)einer Last zerbrechen – im Gegenteil: Sein Joch ist sanft und seine Last ist leicht. Ja, Jesus lockt uns und schenkt uns ein Sehnen nach dem verheißenen Land des vollkommenen Lebens in ihm. Wollen wir ihm freudig entgegengehen in der Gewissheit, dass er tun kann und wird, was er verspricht. Denn er ist treu, der die Verheißung gegeben hat. Dann werden wir ihn und sein Wort ehren und unsere Freude wird vollkommen werden.

Joh 15, 9-11 S+N
Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und in seiner Liebe geblieben bin. Ich habe euch das gesagt, damit auch ihr von meiner Freude erfüllt werdet. Ja, eure Freude soll vollkommen sein!

 

Click to listen highlighted text!