Rühmen, die vergessene und verbotene Disziplin

© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 4  Für und Wider – Rühmen, die vergessene und verbotene Disziplin, epubli.de, 2021.

Rühmen, die vergessene und verbotene Disziplin

Wer hätte sich nicht schon über die verschiedenen Aussagen des Wortes Gottes zum Rühmen gewundert. Rühmen kann stolz sein oder überheblich sein bedeuten. Während überheblich sein immer eine schlechte Bedeutung hat, kommt es beim Stolz auf den oder das an, worauf man stolz ist.

Gott kennt unsere Neigung zur zerstörerischen Überheblichkeit. Darum hat Jesus das Gleichnis vom selbstgerechten Pharisäer erzählt. Und darum hat Gott in jeder Stufe seines Heilsplans einen Überheblichkeits-Schutz eingebaut. Jede Möglichkeit zum Stolz auf menschliche eigene Errungenschaften oder Leistung wird von Gott über alle Stufen seines Heils ausgeschlossen.

Röm 3, 27 S
Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen.

Ohne Gott und seine Gnade geht gar nichts. Stolz können wir nur auf Gott allein sein und ihn rühmen.

1 Kor 1, 30-31 N
Euch aber hat Gott mit Jesus Christus verbunden, der uns zur Weisheit wurde, die von Gott kommt, zur Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, zur Heiligkeit und zur Erlösung. Es sollte so kommen, wie geschrieben steht:
“Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn.”

Wir dürfen also rühmen. Und zwar Gott. Für alles.

  • Christus, Gottes Weisheit zu erkennen und an ihn zu glauben ist ein Geschenk Gottes und führt zum Heil (1 Kor 1, 24; Eph 2, 8)
  • Unser geschenkter Glaube macht uns zu Gerechten, die vor Gott bestehen können (Röm 4, 24-25).
  • In Christus schenkt Gott uns seine Heiligkeit, sowohl bei unserer Bekehrung dem Stand nach (Joh 17, 19), als auch bei unserer völligen Heiligung der Umgestaltung unseres Wesens nach (1 Thess 5, 23; 2 Kor 7, 1; 1 Petr 1, 15-16, 2 Petr 1, 4).
  • Christus hat uns auf allen Ebenen erlöst und wird uns erlösen: Von dem sinn- und ziellosen Leben, das schon unsere Vorfahren geführt haben (1 Petr 1, 18), von aller Gesetzlosigkeit (Tit 2, 14), von unserer Knechtschaft und Furcht vor dem Tod (Hebr 2, 15), von dem Bösen (Mt 6, 13), von unseren Sünden (Röm 3, 24, Offb 1, 5), von diesem Todesleib der Sünde – während wir noch leben (Röm 7, 24); von unseren Körper zur Gleichheit mit dem Auferstehungsleib Christi (Röm 8, 23), von unserem Sein in dieser Welt zur ewigen Vereinigung mit Christus (Eph 1, 14; 4, 30), vor drohenden Gefahren in dieser Welt (2 Tim 4, 17), und möglicherweise sogar vor jedem bösen Werk in diesem Leben bis zu unserem Tod (2 Tim 4, 18) und für immer (Hebr 9, 12).

Welch ein Heiland! Welch ein Erlöser!
Und für all das dürfen wir ihn rühmen:
Für sein Heil, seine Gerechtigkeit, seine Heiligkeit und für all das, wovon er uns schon erlöst hat und für das, wovon er uns noch erlösen wird.

Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was falsches menschliches Rühmen alles sein kann, führe ich hier die wichtigsten neutestamentlichen Beispiele auf.

Wir rühmen uns falsch, wenn wir

  • uns des Gesetzes und dadurch Gottes rühmen ohne es aber selbst zu tun (Röm 2, 17-23).
  • uns gegen die natürlichen Zweige des Ölbaums rühmen (Röm 11, 8)
  • unsere besonderen geistlichen Vorbilder oder Leiter so rühmen, dass wir dadurch Spaltungen verursachen und nicht mehr den ganzen Leib Christi im Blick haben (1 Kor 3, 4-21).
  • uns der Dinge rühmen, die wir empfangen haben, als hätten wir sie nicht empfangen, nämlich unser Leben, unsere Gaben, unsere Schaffenskraft und alle Möglichkeiten in unserem Leben. Alles haben wir einzig und allein nur Gott zu verdanken (1 Kor 4, 7).
  • uns einer gegen den anderen aufblähen (1 Kor 4, 6).
  • unserer Geistlichkeit rühmen und gleichzeitig Sünde bei uns übersehen und sie nicht bereinigen (1 Kor 5, 2).
  • uns unserer Rettung rühmen, als wäre es unser eigener Verdienst
    (Eph 2, 9).
  • Parteigeist kultivieren oder eitler Ruhmsucht nachgehen (Phil 2, 3).
  • uns unsere irdische Gesinnung rühmen (Phil 3, 19).
  • uns unserer Visionen rühmen (Kol 2, 18).
  • Äußerlichkeiten rühmen (2 Kor 5, 11-12).
  • bitteren Neid und Streitsucht in unserem Herzen haben und uns doch rühmen, gläubig zu sein (Jak 3, 14 N).
  • übermütig unserer Schaffenskraft rühmen, ohne dabei gleichzeitig unsere völlige Abhängigkeit von Gott zu sehen (Jak 4, 16 S).

 

Wir selbst haben nichts zu rühmen. Aber wir können, dürfen uns sollen Gott rühmen. Ja, als Menschen sind wir alle Sünder und mangeln des Ruhms, den wir bei Gott haben sollten (Röm 3, 23).

Darin steckt aber auch die Aussage,
dass wir Ruhm bei Gott haben sollten.

Gott will sich unserer rühmen können, so wie er Hiob vor dem Satan rühmte (Hiob 1). Allerdings gab Gott wiederum Hiob nicht ein Haar breit Raum, sich selbst zu rühmen (Hiob 38-42).

Was ist also richtiges Rühmen?

Wir rühmen richtig, wenn wir

  • uns des Heils durch Christus Jesus rühmen und nicht auf unsere eigene Leistung vor Gott vertrauen (Phil 3,3)
  • uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes und das ewige Leben rühmen (Röm 5, 2 S, Phil 3,3; Hebr 3, 6).
  • uns des Kreuzes unsres Herrn Jesus Christus rühmen, durch welches uns die Welt gekreuzigt ist und wir der Welt (Gal 6, 14 S)
  • uns Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus rühmen, durch den wir die Versöhnung empfangen haben (Röm 5, 11 S)

 

Doch jetzt kommt der erstaunliche Teil.

Es gibt tatsächlich Dinge, derer wir uns über Christus hinaus rühmen zu können scheinen, ohne schuldig vor Gott zu werden.

Das Rühmen unserer eigenen Person ist eigentlich nicht gut, wie wir eben gesehen haben. Aber die Korinther waren beispielsweise im Begriff, von falschen Aposteln verführt und vereinnahmt zu werden. Diese rühmten sich ihrer Vorzüge gegenüber dem ihrer Meinung nach schwachen, verachtenswerten Paulus. Da fängt Paulus an, sich vor den Korinthern vieler Dinge zu rühmen, die ihn als echten Apostel Christi ausweisen. Gerade seine Schwachheiten weisen Paulus als Diener Christi aus und gerade Gottes Wirken durch seine Schwachheiten. Paulus hätte dieses Rühmen gerne vermieden. Er sieht sich aber aufgrund der Haltung der Korinther keinen anderen Ausweg und sich dazu veranlasst, um sie zur Anerkennung seiner apostolischen Autorität zurückzubringen. Letztlich geht es ihm um die Bewahrung und die Verdeutlichung des Evangeliums Christi. Es besteht darin, dass erst aus (Christi) Schwäche Gottes Kraft kommt und sichtbar wird. Alles Rühmen des Paulus in den Korintherbriefen dient damit nicht der eigenen Erhebung und Selbstdarstellung, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, sondern der Glaubens-Erbauung und Korrektur der Korinther.

Und auch in seinen anderen Briefen und der anderen Autoren des NT kommt richtiges Rühmen vor. Immer sollen die Gläubigen erbaut werden und sich selber richtig, nicht falsch rühmen.

Daraus können wir lernen, dass es Kontexte gibt, in denen auch wir gewisse Dinge, die Gott uns gegeben hat sagen, betonen oder herausstellen können, wenn sie nicht der eigenen Erhöhung, sondern dem Heil unserer Hörer dienen.

Und dies ist die Liste der Dinge, die sich Gläubige jetzt oder zukünftig rühmen können, wenn sie es mit der richtigen eigenen Herzens-Einstellung und zum Glaubensgewinn ihrer Hörer tun.

  • Unserer Schwachheiten und Drangsale dürfen wir uns rühmen, denn sie weisen als Diener Christi aus (Röm 5, 3 S; 2 Kor 11, 23-30)
  • Die Leiden unserer Leiter für uns sind unser Ruhm (Eph 3, 13).
  • Das Wirken Gottes im Leben unserer Leiter ist unser Ruhm (Phil 1, 26)
  • Paulus konnte das erkennbare Wirken Gottes in seinem Dienst rühmen, der/das seinen gottgegebenen Auftrag bestätigte (Röm 15, 14-21).
  • Geistliche Leiter sind der Ruhm ihrer Schafe und die Schafe der Ruhm ihrer geistlichen Leiter, wenn sie auf den Wegen Christi gehen (2 Kor 1, 14; 7, 4+14).
  • Wir sollen uns unseres Standes in Christus rühmen, und zwar so, dass andere falsche Geisteshaltungen vermieden werden. Ein gesundes Rühmen ist daher, wenn niedrig gestellte Glaubensgeschwister sich ihrer Hoheit in Christus rühmen, Reiche dagegen ihrer Niedrigkeit in Christus (Jak 1, 9-10)

Diese Arten des Rühmens können wir noch gut nachvollziehen: Entweder wird doch wieder Gott und sein Wirken gerühmt, oder unsere Schwäche und eigene Unfähigkeit wird gerühmt. Letzteres ist ein Paradox in dieser Welt. Schwäche ist menschlich gesehen nichts Rühmenswertes. Aber Christus macht unsere Schwäche zum Grund unseres Rühmens. Mit unserer Schwäche rühmen wir Christus, der in unserer Schwäche zum Guten wirkt.

Aber jetzt kommt die hohe Schule des Rühmens. Im Folgenden werden wirklich Dinge gerühmt, die GLÄUBIGE TUN. Und sie werden dabei NICHT der Überheblichkeit schuldig – wenn sie sich in der richtigen Geisteshaltung rühmen.

  • Paulus konnte sich des aufopferungsvollen Gebrauchs seiner Freiheit zum Heil für andere rühmen. Und doch geht es ihm weniger um das Rühmen, als um sein Beispiel, das er anderen damit weitergeben will (1 Kor 9, 15-23).
  • Das Rühmen, das unter großen Mühen Evangelium kostenfrei angeboten zu haben ist erlaubt. Auch hier geht es Paulus weniger um (s)eine Leistung, sondern um seinen guten Ruf: Er nutzt niemanden finanziell aus und legt der Verbreitung des Evangeliums damit keine Steine in den Weg. Letztlich geht es ihm darum, dass sein guter Ruf als untadeliger Arbeiter Gottes gewahrt bleibt und in allerletzten darum, dass durch seinen unangetasteten Ruf nicht das Evangelium und die Gnade Gottes in den Misskredit des finanziellen Vorteilnehmens seiner Diener gerät (2 Kor 11, 10).
  • Am Maßstab seiner eigenen Möglichkeiten gemessen, kann ein Gläubiger stolz auf seine gute Haushalterschaft vor Gott sein, wenn er sich dabei weder über andere, noch über Gott erhebt (Gal 6, 4-5 N).
  • Das Rühmen der eigenen Herzenshaltung kann richtig sein. Aber nur, wenn es um Gottes Sache willen geschieht, aber nur, wenn dadurch deutlich wird, dass es Gott um unser Herz geht, und nicht um Äußerlichkeiten (2 Kor 5, 11-13). Nur, wenn dadurch Irrlehre entlarvt und die richtige Lehre verdeutlich wird.
  • Und so verweist Paulus immer wieder auf seine tadellose Herzenshaltung und die seiner Begleiter. Aber immer geht es ihm um seine Zuhörer/Leser und um ihr Heil dabei, nie um sich selbst und seine Erhöhung (1 Thess 2, 1-12; 2 Kor 10-12).

 

Und hier ist ein Beispiel richtigen Rühmens.

2 Kor 1, 12 N
Denn unser [von Paulus uns seinen Begleitern] Ruhm besteht im Zeugnis unseres Gewissens: Überall in der Welt und besonders bei euch war unser Verhalten von Aufrichtigkeit und Lauterkeit Gott gegenüber bestimmt. Wir ließen uns nicht von eigener Klugheit leiten, sondern von der Gnade Gottes.

 

Diese letzten Aussagen zum Rühmen mit ihren Hintergründen sind sehr aufschlussreich:

Wir dürfen nicht in die Falle gehen, alles was wir tun, pauschal als nicht ausreichend vor Gott oder unrein einzustufen.

Wir dürfen ein Bewusstsein dafür haben, was uns gelingt und was nicht. Und der Heilige Geist kann uns das bezeugen. Und für unsere gute Haushalterschaft dürfen wir auch ein gutes Gewissen haben und das sogar betonen. Ja, wenn es dem Heil unserer Hörer oder dem Fortschritt des Evangeliums dient, dürfen wir auf unsere Mühen, Opferbereitschaft, unser reines Herz und reines Gewissen verweisen – solange wir das auch guten Gewissens tun können und damit nicht gegen die Wahrheit lügen (Jak 3, 14). Allerdings spricht unser Leben Bände, was die Richtigkeit unseres Rühmens angeht. Daran wird die Richtigkeit unserer Aussagen geprüft und erkannt werden.

Doch selbst auf unser Herz und unser reines Gewissen vor Gott dürfen wir verweisen, wenn wir es haben und brauchen es nicht unter den Generalverdacht der Täuschung stellen. Und der Verweis darauf braucht nicht notwendigerweise gleich unter den Generalverdacht der Selbstgerechtigkeit gestellt werden.

Bei Paulus haben wir (Teil 2 – Der Apostel Paulus) schon ausführlich gesehen, was uns unser Gewissen und Herz alles Gutes bezeugen kann. Und auch Johannes ist überzeugt davon, dass jeder Gläubige ein Herz haben kann, das ihn nicht verdammt, und dessen Gebete Gott dann besonders erhören kann (1 Joh 3, 21).

 

Was halten wir fest, was lernen wir daraus?

Gottes Wort verurteilt Überheblichkeit, die sich selbst über Gott und über andere erhebt und die eigene Person oder das eigene Tun glorifiziert.

Aber wir dürfen mit der richtigen Einstellung rühmen. Und zwar als allererstes Gott. Gott allein gebührt alle Ehre in jeder Stufe seines Heilsplans. Für alles, was wir je vor Gott sein können, für alles, was wir nur durch unsere Lebenskraft und Befähigung durch Gott tun können, können wir nur Gott durch Jesus Christus loben und rühmen.

Es gehört aber auch zur Wahrheit in unserem Leben, auch das anzuerkennen, was gut ist in unserem Leben und uns gelingt. Wir dürfen ein Bewusstsein dafür haben und auch sagen, was gelingt, um andere aufzubauen, solange wir uns weder über sie, noch uns über Gott erheben.

Wer sich dessen rühmt, was Gott in ihm geschaffen hat und gelingen ließ, der ist nicht automatisch ein Pharisäer, der falsch überheblich ist. Solange unser Zeugnis andere ermutigt und nicht entmutigt, solange Gott dadurch erhoben wird, solange Gottes Wahrheit dadurch geehrt wird, solange wir dabei demütig sind und bleiben, sind wir auf dem richtigen Weg.

 

 

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