© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 4 Für und Wider – Quantensprünge, epubli.de, 2021.
Quantensprünge
Jesus spricht ständig von inneren, geistlichen, für das Auge unsichtbaren Wahrheiten, seine Zuhörer aber, und selbst die Jünger, verstehen immer nur äußere, materielle und für das Auge sichtbare Rituale, Formen und Gesetze.
Zu Beginn seines Dienstes macht Jesus mit der Bergpredigt einen Quantensprung in der Auslegung des Gesetzes Gottes. Er hebt es von einem rein äußerlichen auf ein geistliches Verständnis.
Dadurch wird klar: Schon das ganze Alte Testament lang malt Gott Bilder. Was für uns begrenzte Menschen schwer zu begreifen ist, macht Gott uns schon lange durch sichtbare Beispiele klar und verständlich. Jetzt im Neuen Bund und Testament dürfen wir die wahre Wirklichkeit hinter allen sichtbaren Bildern Gottes für unser geistliches leben erleben und erfassen.
Als Jesus kam, weitete er das in Israel vorherrschende rein äußerliche Verständnis des Gesetzes auf seine wahre geistliche Bedeutung aus. Dem Sabbat, der Reinheit, dem Manna und dem Wasser wird von Jesus neben vielen anderen biblischen Begriffen und Konzepten ihre wahre geistliche Bedeutung zugewiesen.
Und plötzlich dürfen die Jünger Jesu die geistliche Dimension des Gesetzes entdecken, die jahrhundertelang falsch einseitig interpretiert und festzementiert war: Unrein waren nicht Speisen, sondern das menschliche Herz. Am Sabbat geht es darum, Gottes Willen zu tun. Nicht (nur) der Köper braucht Speise, auch unser Geist und unsere Seele – und findet in Jesus volles Genüge.
Die Zeitgenossen Jesu und alle im Volk, die Jesus nicht wirklich folgten, kamen da nicht hinterher (Mt 13, 10-15; Joh 6, 25-60).
Selbst die, die für Jesus offen waren, verstanden ihn kaum. Welches völlige Unverständnis erntet Jesus von Nikodemus, als er ihm die geistliche Seite des Gesetzes anhand der Wiedergeburt auslegt (Joh 3).
Und wieviel Widerstand erntete Jesus mit seinen weiterführenden Auslegungen des Gesetzes. Sein Fleisch sollen seine Jünger essen und sein Blut trinken. Seine Hörer wollten ihn nicht mehr hören und die Oberen im Volk ihn wegen seiner unerhörten Rede schließlich beseitigen (Joh 5, 18; 7, 1; 8, 21ff). Und viele Jünger, die erst geglaubt hatte, gingen nicht mehr mit ihm, die bildlich geistliche Rede Jesu war ihnen zu hart. Nur die Kerngruppe der 12 Jünger blieb bei Jesus (Joh 6, 66).
Doch auch die Kerngruppe der 12 hatte Probleme mit dem, was Jesus sagte und ankündigte (Mk 8, 33). Es sprengte ihren Vorstellungshorizont. Sie mussten es erst am eigenen Leib erfahren (Joh 16, 1-4). Jesus selber mutete es ihnen aber zu – er bereitete sie vor, damit sie es später wirklich glaubten, als es geschah.
Und dann gab es sogar Dinge, die Jesus seinen Jüngern in seiner irdischen Lebenszeit noch nicht sagen und anvertrauen konnte. Es wäre zu früh, es wäre zu viel für sie gewesen. Sie konnten diese Dinge noch nicht tragen. Der Heilige Geist sollte sie ihnen nach dem Jesu Tod und der Auferstehung erklären (Joh 16,12-14).
Aus dem allen wird deutlich: Wir können also erwarten, Quantensprünge im Verständnis der von Gottes schon in der Schrift gemalten Bilder auch in der Apostelgeschichte und in den Briefen des Neuen Testamentes zu finden.
Und der erste Quantensprung folgt sofort: Pfingsten. Auf einmal bekommt jeder im neuen Volk Gottes des Heiligen Geist – bisher unfassbar. Doch Johannes der Täufer und Jesus hatten es schon angekündigt (Mt 3, 11; Joh 14, Joh 14, 16-17; Apg 1, 8), und so konnten die Jünger es schnell fassen und akzeptieren – sie waren schließlich selber Teil dieses neuen Segens und erlebten, sahen und fühlten ihn.
Etwas – um nicht zu sagen viel schwerer taten sie sich mit der Bekehrung von Heiden. Erst Petrus, dann viele gesetzeskonforme an Christus gläubige Juden glaubten erst durch ein besonderes eindrückliches Handeln Gottes an Petrus und am Hauptmann Kornelius daran, dass die Bekehrung der Heiden wirklich Gottes Plan und Absicht war (Apg 10+11). Das war ein weiterer Quantensprung im Glauben für die Jünger – denn Gott hatte schon immer daran gedacht und das auch gesagt (Hab 2, 14; Ps 22, 18; 117).
Und dann sendet Gott seinem Volk den Apostel Paulus mit dem Auftrag, sein Wort „auf ein Vollmaß“ zu bringen.
Kol 1, 24-29 E
…die Versammlung, deren Diener ich geworden bin nach der Verwaltung Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist, um das Wort Gottes zu vollenden (πληρόω plēroō wörtlich: „Auf ein Vollmaß bringen“) das Geheimnis, welches von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist, denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses sei unter den Nationen, welches ist Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit; den wir verkündigen, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, auf dass wir jeden Menschen vollkommen in Christo darstellen; wozu ich mich auch bemühe, indem ich kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft.
Auch wenn Johannes später noch die Offenbarung schrieb, um den Schriftenkanon abzuschließen und auf ein Vollmaß zu bringen, so war Paulus doch zu etwas Besonderem von Gott beauftragt: Er sollte das Geheimnis Gottes, was es bedeutet, dass Christus in uns wohnt, und was das für Auswirkungen für die Gläubigen hat, als von Gott eingesetzter Lehrer verdeutlichen und auf ein Vollmaß bringen.
Und da redet Paulus in seinen Schriften notwendigerweise ständig von unsichtbaren geistlichen Dingen, die für unsere Augen und für unseren Verstand auch als Gläubige nicht einfach zu verstehen sind.
Ja, die Schriften des Paulus fordern uns besonders heraus. Selbst Petrus gibt von den Schriften des Paulus Zeugnis, dass darin manche Dinge schwer zu verstehen sind. So schwer, dass Unwissende und Unbefestigte sie leicht verdrehen können (2 Petr 3, 15-16) – wie die übrigen Schriften.
Aus dem allen lernen wir: Gott will uns immer einen Schritt weiterführen. Wir dürfen nie meinen, jetzt schon alles vom Geheimnis „Christus in uns“ zu wissen und zu kennen, was Gott uns geben kann und will, bis er uns schließlich durch die Lehre seines Wortes endlich „vollkommen in Christus darstellt“.
Unser erster geistlicher Quantensprung im Leben ist die rettenden Erkenntnis Christi als unser persönliches Lamm Gottes. Preis dem Herrn!
Doch hört Jesus dann bei uns auf, uns Christus weiter zu offenbaren?
Wenn wir wirklich so leben wollen können, wie Christus will, dass wir leben, so müssen wir Christus noch viel tiefer erkennen. Wir brauchen seine Offenbarung, um einen deutlichen Quantensprung im Glauben zu machen.
Wenn wir Christus wirklich gehorsam nachfolgen, wird Christus sich uns tiefer offenbaren verspricht er uns (Joh 14, 21). Christus möchte uns bereits Gläubigen den Namen des Vaters offenbaren, damit wir dadurch wirklich die gleiche Liebe, mit der der Vater Christus geliebt hat in uns tragen (Joh 17, 26). Mit dem Verstand wissen wir wohl, dass wir eins mit Jesus und in ihm sind. Christi Ziel ist es aber, dass wir die Wirklichkeit und Kraft dieser Wahrheit erst noch erfahren, wenn wir gläubig geworden sind (Joh 14, 20). Paulus war sich bewusst, dass alle Reichtümer der Schätze und Erkenntnis in Christus verborgen sind (Kol 3, 2-3). Und er wollte selber nichts mehr, als seinen Herrn tiefer zu erkennen. Und um diese Erkenntnis bittet und fleht er auch Gott an für seine Gemeinden (Eph 1, 17). Denn Paulus weiß: Nur die tiefere Erkenntnis Jesu kann uns zu dem machen was wir sein sollen: Nachfolger, die mit Gottes Liebe bis zur ganzen Fülle Gottes erfüllt sind, deren Leben auf ein geistliches Vollmaß gebracht ist. Das Leben als Christ ist und bleibt eine Offenbarungs-Religion. Gott offenbart seinem Volk Stück für Stück, was er in Christus für sie getan und bereit hat.
Doch diese hohe Offenbarung wird nicht jedem gegeben: Weder Faule im Glauben (2 Petr 1, 8-9), noch Unfolgsame (Joh 14, 21), noch Erwartungslose (1 Thess 5, 23+24) und Gebetslose (Eph 3, 14-21) werden sie je erfahren. Was Gott offenbart und bewirkt und uns in Christus schenkt, ist alles sein Werk. Aber wir werden es nie, ich sage nie durch bloßes theoretisieren und theologisieren erfassen können. Das Wort Gottes, und der Versuch in diesem Buch es aufzuhellen, können uns nur vorbereiten und unsere Erwartung an Gott wecken, dass er noch so viel mehr für uns hat in Christus. Doch seine Wahrheit, die uns freimacht, werden wir nur erkennen und erfahren, wenn wir in seinem Wort bleiben und uns nach ihm ausstrecken und sie von ihm erwarten (Joh 8, 31-32+36).
Doch immer, wenn Gott einen Quantensprung im Glauben bei uns bewirken will, kommen wir als sein Volk vorher ins Schleudern. Können denn die teils unfassbaren Aussagen Jesu und der Schrift wahr sein? Reicht es, sie zu kennen, und sie einfach auf die Seite zu schieben, weil sie zu hoch für uns sind? Oder sollten wir nicht vielmehr Tag und Nacht zu Gott rufen, dass er in unsere Begrenztheit hineinkommt, und uns die eigenen Augen zu öffnet, wo unsere eigenen Balken sind, anstelle, dass wir die Splitter aus den Augen unserer Vorgängergläubigen ziehen?
Gott kann uns erst seine Perlen geben, wenn wir uns nicht weiser fühlen als Israel, als die Menschen vor der Reformation und als andere Gläubige, die unsere besondere Erfahrung nicht teilen. Wir müssen davon überzeugt sein, dass das gleiche Problem, Gott in Bezug auf neue Quantensprünge im Glauben an Christus zu vertrauen, auch in unserem Herzen angelegt und vergraben ist.
Erst das demütige Eingestehen unserer eigenen Begrenztheit und die Bitte an Gott, nicht nach dem gleichen Beispiel des Unglaubens und des Ungehorsams zu fallen, bringt uns in die richtige Geisteslage. Und zwar in eine solche Geisteslage, die sich selbst nichts und Gott alles zutraut, die sich selbst arm und Gott reich sieht, die von sich selber wenig und von Gott alles erwartet.
Und das ist die einzige Geisteshaltung, die Gott segnet, und der er seine Schätze anvertraut – wenn wir ihn bitten.
Nachdem wir in der Wüste von Jesus gelernt haben, werden wir dann fit und bereit, ins verheißene Land einzuziehen.
Wenn Jesus uns ruft, sind wir plötzlich bereit, alles verlassen und Jesus nachzufolgen.
Wir folgen Jesus und warten auf die Erfüllung seiner Verheißung. Und sie wird kommen, plötzlich und mit Kraft: Der Quantensprung unserer Taufe mit Feuer in eine neue Welt des Glaubens und Nachfolge Jesu voller heiliger Liebe Gottes.