Biblische Gegenargumente

© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 4  Für und Wider – Biblische Gegenargumente, epubli.de, 2021.

Biblische Gegenargumente

Kein Mensch kann in diesem Leben heilig leben und lieben ohne zu sündigen.

  • Sagt die Bibel das wirklich oder ist das nicht eher unsere eigene Erfahrung?

Einwände, die gegen völlige Heiligung aufgrund neutestamentlicher Textstellen entstehen können, sind bereits in der Besprechung der einzelnen neutestamentlichen Bücher behandelt worden. Hier erfolgt gebündelt die Behandlung der wichtigsten Textstellen aus dem Alten Testament, die gegen eine völlige Heiligung sprechen können.

Eine der wichtigsten Stellen im Alten Testament finden wir beim König Salomo.

1 Kön 8, 46 N
„Wenn sie gegen dich sündigen – denn es gibt keinen Menschen, der nicht sündigt“.

In der Buchbetrachtung von 1. Könige haben wir ja schon gesehen, dass die richtige Übersetzung dieses Verses eigentlich lauten müsste:

„Denn es gibt keinen Menschen, der nicht sündigen könnte“.

Damit wäre kein Mensch auf die Sünde festgelegt, sondern es wird nur ganz normal erklärt, dass jeder Mensch natürlich immer sündigen kann, was ich mich bemüht habe in diesem Buch auch immer wieder zu betonen.

Aber selbst wenn es diese Erklärung nicht gäbe oder wenn sie jemand nicht akzeptiert, gibt es noch weitere Gegenargumente für die Verwendung dieses Verses zum Beweis für unser Sündigen-Müssen.

  1. Salomo tat diese Aussage im Alten Testament unter dem Alten Bund. Daher können wir im Neuen Testament annehmen, nicht diesem Gesetz der Sünde des Alten Bundes unterliegen und hätten kein Problem mit diesem Gegenargument gegen ein von der Sünde befreites Leben.
  2. Aber gut, nehmen wir an, Salomo sprach eine allgemeine Wahrheit aus, die für immer gilt. Was ist dann aber mit dem Menschen Jesus?
    Jesus war Gott, aber Jesus war auch ganz Mensch. Jesus lebte auf dieser Welt als Mensch ohne Sünde, obwohl er uns gleich war und versucht wurde wie wir. Auf Jesus als Mensch kann sich die Aussage von Salomo also nicht beziehen. Denn in der vorherrschenden Übersetzung wird ja behauptet, dass es keinen Menschen gibt, der nicht sündigt. Wenn es aber wörtlich keinen Menschen gibt, der nicht sündigt, dann hat auch Jesus gesündigt. Ich argumentiere da ganz wie Paulus in 1 Kor 15, 16 in Bezug auf die Auferstehung von den Toten. Wenn es also eine allgemeingültige Wahrheit ist, was Salomo dort sagt, dann findet sie schon an Jesus eine Grenze, denn der Mensch Jesus sündigte nicht.
  3. Und jetzt kommt das Beste, die gute Nachricht: Die Jesus angehören, haben ihren alten Menschen, „ihr Fleisch“ Menschen mit Jesus gekreuzigt. Und sie können bewusst dahin kommen, dass sie nicht mehr selber leben, sondern alleine Christus in ihnen lebt – der nicht sündigt – und sie damit nicht sündigen, wenn sie in ihm bleiben. Denn es gab und gibt wirklich nur einen Menschen auf der Erde, der nicht sündigt: Christus. Denn es gibt wirklich nur ein einziges siegreiches und sündloses Leben auf dieser Erde. Und das ist das Leben Jesu Christi! Und an ihm und an seinem Leben haben alle an ihn Gläubigen von ihrer Wiedergeburt an Anteil. Im geistlichen Bereich gilt diese Wahrheit schon. Werden wir es je ausleben – können? Ja, und zwar dann, wenn nur noch Christus in uns lebt, und wir uns selber gestorben sind. Dann hat Christus in uns Gestalt angenommen. Dann zeigt sich das große Geheimnis Gottes auch unverfälscht und ohne menschlich unreines Beiwerk in unserer gottgewollten ganz individuellen Persönlichkeit: Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit.

ES wird deutlich: Die Aussage Salomos ist in jeglicher Hinsicht kein Argument für fortbestehende Sünde unter den an Christus Gläubigen.

Doch es gibt weitere Stellen im Alten Testament, die uns fragen lassen, was in unserem geistlichen Leben möglich ist und was nicht. Da schon andere sprachfähigere Theologen daran gearbeitet haben, lasse ich sie hier zu Wort kommen. Die entsprechenden Passagen können im Buch Heiligkeit und Vollmacht von Aaron Merritt Hills (epubli) ab S. 211ff6 nachgelesen werden.

  1. Nehmen wir

1 Könige 8, 46 S
“Wenn sie wider dich sündigen (denn es ist kein Mensch, der nicht sündigt) und du wider sie zürnst”

Diese Stelle ist nicht geeignet, die ewige Sündhaftigkeit der Heiligen zu lehren; denn in Vers 48 sollen sie “mit ganzem Herzen und ganzer Seele umkehren”. Wir werden zwei Gelehrte zu diesem Abschnitt sprechen lassen: Dr. John Morgan der sein ganzes Leben lang Professor für Griechisch und Hebräisch am Theologischen Seminar in Oberlin war, sagt: “Der Satz in der Klammer muss wiedergegeben werden:“

“denn es gibt keinen Menschen, der nicht sündigen kann”

(Heiligkeit, die Gott annehmbar ist, S. 78). Daniel Steele vom Boston University (Theological Seminary) schreibt: “Das wäre so als wenn berichtet würde, dass der Gouverneur von Massachusetts bei seiner Rede anlässlich der Grundsteinlegung einer Irrenanstalt gesagt habe: “Wenn irgendein Bürger des Commonwealth verrückt wird – und es gibt keinen Bürger, der nicht verrückt ist -, dann lass ihn hierher kommen und von seinen seelischen Leiden geheilt werden.” Alle würden sagen, dass der Reporter einen Fehler gemacht hat und es heißen muss: “Denn es gibt keinen Bürger, der nicht verrückt werden kann.” Nun, eine Untersuchung des Textes im ursprünglichen Hebräisch zeigt, dass das Wort für “sündigt” im Futur steht, die einzige Zeitform im Hebräischen, die eine Möglichkeit ausdrücken kann (siehe Nordheimer’s Grammar, sec. 993; Green, § 263, Rodigers Genesius, S. 238 a). Die korrekte Übersetzung wäre dann: “Denn es gibt keinen Menschen, der nicht sündigen kann.” Die lateinische Vulgata der römisch-katholischen Kirche übersetzt “non peccet”, “nicht sündigen kann”. “(Halbe Stunden, S. 152)

  1. Die gleiche Kritik und Korrektur gilt für

Pred 7,20 E
Denn unter den Menschen ist kein Gerechter auf Erden, der Gutes tue und nicht sündige”.

Auch hier muss es heißen

“und niemals sündigen könnte”

wie auch die Vulgata und Septuaginta und alte Versionen übersetzen. “Ein bisschen Wissenschaft auf diese Texte angewandt”, sagt Dr. Steele, “würde die Theologie einiger Menschen verbessern” (S. 153). ….

  1. Hiob 9, 20 E
    Wenn ich auch gerecht wäre, so würde mein Mund mich doch verdammen; wäre ich vollkommen, so würde er mich für verkehrt erklären.

Dr. Steele sagt: “Dieser Vers richtet sich ebenso stark gegen die Rechtfertigung wie gegen völlige Heiligung. Dem evangelischen Verständnis, nach dem Gott der Rechtfertiger und der Heiligende des an seinen Sohn Jesus Gläubigen ist, widerspricht dieser Vers auch nicht. Hiob lehnt Rechtfertigung durch Werke und absolute Vollkommenheit (wie sie nur Gott zu eigen ist) ab. Dass er aber evangelische Vollkommenheit, unbeugsamen Glauben, unbestrittene Loyalität und vollkommene Liebe hatte – die Wurzel allen Gehorsams – zeigt Gottes Zeugnis über Hiob ganz klar: “Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn seinesgleichen ist kein Mann auf Erden, vollkommen und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend”. (Hiob 1, 8 E ) (Halbe Stunden, S. 153).

  1. Psalm 14, 2+3 S
    Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand so verständig sei und nach Gott frage; aber sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben; keiner ist, der Gutes tut, auch nicht einer!

Der heilige Paulus zitiert das in Röm 3, 10, als einen Beweis der allgemeinen Verdorbenheit des menschlichen Geschlechts; aber das spricht überhaupt nicht gegen unser Privileg als Gläubige, durch die Wiedergeburt und völlige Heiligung aus Gnade ein Leben ohne Sünde zu leben.

  1. Psalm 130, 3 L
    “So du willst, HERR, Sünden zurechnen, HERR, wer wird bestehen? Denn bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte”

“Wer”, sagt Dr. Morgan, “würde unbeeinflusst von einer nicht stichhaltigen Theorie auf einen solchen Text zurückgreifen? Es gibt keine Silbe, aus der wir entnehmen könnten, dass der Psalmist sich auf gegenwärtige Sünde bezieht. Gibt es denn für gegenwärtige, und natürlich nicht bereute Sünde, Vergebung vom Herrn? ” (S. 80). [Ja, niemand kann ohne Vergebung zu Gott kommen (so auch 1 Joh 1, 8). Somit bezieht sich Psalm 130, 1-4 N auf die Bekehrung. Außerdem konnte das AT Gesetz niemand halten. Im NT gibt es das neue Gesetz der Liebe. Und außerdem sind alle unbewussten Sünden im Vaterunser im „Vergib uns unsere Schuld“ mit enthalten und wir brauchen dafür die Vergebung. Doch denen, die zu Gott durch die Vergebung gekommen sind, ermöglicht und befiehlt Gott, dass sie nicht mehr – bewusst – sündigen. Weiterführender Kommentar vom Autor]

  1. Sprüche 20, 9 E
    “Wer darf sagen: “Ich habe mein Herz gereinigt, ich bin rein geworden von meiner Sünde?”?”

Solche Fragesätze werden oft als eine Form gebraucht, um eine allgemeine Unmöglichkeit auszudrücken. Aber nicht immer, wie in Sprüche 21,9 gezeigt wird: “Wer kann eine tugendhafte Frau finden?” Der Kontext zeigt, dass der Autor nicht zu verstehen geben wollte, dass es keine tugendhaften Frauen gibt, sondern dass es vergleichsweise wenige gibt: So sind auch Menschen mit “reinen Herzen” und “rein von aller Sünde” vergleichsweise selten. (siehe Psalm 73, 13)

Die aufgeführten Erklärungen zeigen: ES gibt keine unüberwindlichen Hindernisse aus der Schrift, an völlige Heiligung zu glauben. Wer meint, sich durch den Gebrauch solcher Verse lieber ein Feigenblatt anziehen zu müssen anstatt der gottschenkten Kleider des völligen Heils, kann das gerne vor einem heiligen Gott versuchen.

 

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