Wachstum oder eine neue Schöpfung?

© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 3  Gesamtbiblische Betrachtungen – Wachstum oder eine neue Schöpfung?, epubli.de, 2021.

Wachstum oder eine neue Schöpfung?

Wachstum ist ein Kernthema der Bibel und ein Grundprinzip in der Schöpfung. Das gilt für unser geistliches Leben und das Reich Gottes gleichermaßen.

Doch jedes Wachstum hat einen klaren Anfang und meist auch klares Ende.

Wer würde wagen zu behaupten, man könne in die von Gott geschenkte Rettung hineinwachsen? Nein, sie wird uns in einem Augenblick gegeben, wenn wir innerlich umkehren und an Jesus glauben. Auch wenn wir zuerst langsam offen werden – es gibt eine Trennlinie zwischen Tod und Leben. Gott schenkt uns bei unserer Wiedergeburt seinen Geist. Wir werden neu geschaffen. Was vorher nicht da war, ist auf einmal da. Vor dem Wachstum steht die Erschaffung. Wachstum wird möglich, weil Gott dem Leben, das er geschaffen hat, Prinzipien des Wachstums mitgegeben hat. Wenn alle notwendigen Voraussetzungen dafür gegeben sind, geschieht Wachstum meist von alleine.

Babys und Kinder essen und trinken und wachsen. Pflanzen nehmen das Sonnenlicht, Wasser, CO2 und Nährstoffe auf und wachsen. Wir lesen die Bibel ehrfürchtig und beten und wachsen in unserer Erkenntnis des Wortes Gottes, wir setzen das Gelernte in die Tat um und wachsen in der Erkenntnis Jesu, unseres Herrn. Alles in der Schöpfung ist auf Wachstum angelegt.

Der Beginn des Wachstums ist aber immer durch ein punktuelles Geschehen gekennzeichnet, durch einen Zeugungsakt, eine Geburt, eine Befruchtung, durch ein Schöpferhandeln Gottes. Darin wird Gott als Schöpfer in besonderer Weise sichtbar, der das ins Dasein ruft, was vorher nicht da war. Das sehen wir schon seit der Schöpfung: Gott erschafft zuerst – und dann segnet er, gibt den Auftrag zur Vermehrung und seinen Segen zum Wachstum.

Wie ist es nun bei der Heiligung?

Die landläufige Meinung unter uns Christen ist, dass wir uns nach unserer Bekehrung immer mehr heiligen und darin wachsen können. Oder auch, dass Gott uns ohne unser Merken immer mehr heiligt. Wir werden schon bei unserer Wiedergeburt abgesondert für Gott und von ihm geheiligt. Dann heiligen wir uns immer mehr und werden ihm ähnlicher. Aber wir erreichen nie einen besonderen Punkt, sondern es ist ungewiss, wie weit wir in der Heiligung kommen können. Das Wachstum ist nach oben offen. Gewiss sei nur, dass wir in diesem Leben damit nie ans Ende kommen können, dass wir nie ganz rein, nie völlig heilig werden und nie ganz nach Gottes Willen leben können. Die nächste Stufe oder Neuschöpfung geschieht dann erst bei unserem Tod, wenn wir einen neuen Leib bekommen, der ewig ist und wenn wir – so meinen wir – von einem Augenblick auf den anderen von unserem alten Adams-Wesen endgültig befreit werden, das uns daran hindert, völlig heilig zu sein und zu werden.

Nun zeigt die bisherige Untersuchung des Neuen Testamentes im ersten Teil dieses Buches ja deutlich, dass dem nicht so ist. Ja, nach der Bekehrung gibt es viel Raum zum Wachstum der Gläubigen. Und die Apostel ringen mit den Gemeinden, dass sie in der Gnade wachsen, sich reinigen, sich heiligen. Aber im Unterschied zur landläufigen Theologie haben und kennen die Apostel ein in diesem Leben definiertes und erreichbares Ziel, einen neuen zweiten Gnadenstand nach der Erlösung von unseren Sünden, einen neuen Schöpfungsakt, ein punktuelles Handeln, das Erreichen einer neuen Qualitätsstufe.

  • Unsere Liebe kann zur Vollendung gelangen (1 Joh 4, 18).
  • Unsere Heiligung kann in der Furcht Gottes vollendet werden (2 Kor 7, 1).
  • Wir können durch und durch oder völlig geheiligt werden (1 Thess 5, 23-24).
  • Wir können vollkommen werden, wie unser Vater im Himmel vollkommen ist und werden wie unser Meister und Herr Jesus Christus (Mt 5, 48; Lk 6, 40).
  • Unser Gewissen kann vollkommen gemacht werden und vollkommen rein sein (Hebr 10, 22; 1 Joh 3, 21).
  • Wir können wie der, der uns berufen hat heilig ist, in unserem ganzen Wandel heilig werden (1 Petr 1, 15).
  • Wir können alle Unreinheit, alles Böse, alle Sünde ablegen (2 Kor 7, 1; Hebr 12, 1; 1 Petr 2, 1).
  • Wir können den neuen Menschen anziehen, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und Wahrheit (Eph 4, 24).
  • Wir können uns so selbst aufgeben und sterben, dass nur noch Christus in uns lebt (Lk 14, 27; Röm 8, 13; Gal 2, 20).
  • Wir können alles tun und lehren, was Christus uns geboten hat (Mt 28, 20).
  • Wir können die Gesinnung haben, die in Christus Jesus auch war (Phil 2, 5ff).
  • Unser Auge kann so lauter werden, dass unser Leib so hell und licht wird, dass keine Finsternis mehr in ihm ist (Lk 11, 36).
  • Wir können auch mit der Liebe des Vaters erfüllt werden, mit der Jesus erfüllt war (Joh 17, 26).

Wir sind schon eine Neuschöpfung Gottes bei unserer Bekehrung (2 Kor 5,17; siehe Teil 3, Kapitel Christus, der Vater und wir – Wer bin ich: Meine Identität in Christus). Unsere Aufgabe ist, das neue Leben auszuleben, das wir in und durch Christus empfangen haben. Das geschieht, wenn der alte Mensch völlig abgelegt wird und wir den von Gott neu geschaffenen Menschen in uns völlig angezogen haben. Das ist ein punktuelles Geschehen am Ende unserer fortwährenden Heiligung (Wachstum) in diesem Leben. Gott hatte schon bei unserer Wiedergeburt den völlig reinen, neuen Menschen in uns geschaffen, der nach Gott gemacht ist in Heiligkeit und Gerechtigkeit der Wahrheit (Eph 4, 24). Aber jetzt erst, in dem Augenblick unserer völligen Heiligung durch Jesus (Joh 14, 20+21+23), ziehen wir den neuen Menschen auf einmal vollständig an, wird das Leben Jesus auf einmal ganz unser. Das ist der Augenblick, in dem wir auch mit unserem Bewusstsein die Heiligung, die Christus in uns erschaffen hat, völlig ergreifen – durch die Offenbarung Christi. Dann erst ist das Ziel aller Unterweisung erreicht. Wir lieben aus reinem Herzen, guten Gewissen und ungeheuchelten Glauben (1 Tim 1, 5). Und dass das möglich ist, beschreibt das Neue Testament mit vielen Worten, von denen ich oben einige aufgelistet hatte.

Ja, Gottes Wort bezeugt es deutlich, dass es diesen zweiten Gnadenstand nach der Bekehrung gibt. Fast in jedem Buch des Neuen Testamentes wird das bestätigt, wie wir bereits untersucht haben.

Und einige wenige Nachfolger Christi haben diesen Gnadenstand auch erreicht. Und dann leben und wachsen sie weiter in der neuen Gnade Gottes. Denn Christus zu erkennen – dazu wird die Ewigkeit nicht ausreichen.

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