Die geistliche Bedeutung der Geschichte Israels und der Stiftshütte

© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 3  Gesamtbiblische Betrachtungen – Wachstum oder eine neue Schöpfung? – Heilszeiten, Gnadenstände, Übergänge, Stufen – Die geistliche Bedeutung der Geschichte Israels und der Stiftshütte, epubli.de, 2021.

Die geistliche Bedeutung der Geschichte Israels und der Stiftshütte

Die hervorstechendsten und schönsten Bilder für Gottes Erlösung in zwei Schritten sind Gottes Handeln an seinem Volk Israel und der Aufbau der Stiftshütte mit dem Gottesdienst darin. Wir haben oben schon einen Blick darauf geworfen. Nun greifen wir das Handeln Gottes an Israel und in seinem Gesetz noch einmal in seiner ganzen geistlichen Tragweite auf.

Die Geschichte Israels

Gottes Volk Israel ist in Ägypten versklavt. Geistlich gesehen steht Ägypten für die von Gott abgefallene Welt (Offb 11, 8). Das Passah Israels steht für die Erlösung von unseren Sünden durch das Blut Christi (1 Kor 5, 17). Der Auszug aus Ägypten steht damit für den Auszug aus der Welt (Jud 1, 5). Der Durchzug Israels durchs Rote Meer wird als Taufe auf Mose gedeutet (1 Kor 10, 2) und hat seine Entsprechung in der Glaubenstaufe auf Jesus (Röm 6, 3). Das Leben des Volkes Gottes in der Wüste steht für das christliche Leben (1 Kor 10). Stopp – fehlt da nicht etwas? Eigentlich sollte die Wüste ja nur eine Zwischenstation von knapp zwei Jahren für das Volk Israel sein. In diesen zwei Jahren bekamen sie sein Gesetz, wurden sie von Gott erzogen und lernten Gott vielfältig als ihren göttlich guten Führer und ihren fürsorglichen Versorger kennen. Und sie erfuhren, dass man dem heiligen Gott nicht leichtfertig und erst recht nicht unrein nahen kann. Dann sollten sie siegreich und für immer ins verheißene Land einziehen und es besitzen. Nur zwei aus dem Volk taten es. Nur Kaleb (Name: „von ganzem Herzen treu und voller Hingabe“ 15) und Josua (Name: „Gott ist Hilfe/Heil/Rettung“ 14) glaubten Gott, dass es möglich war. Das Zeugnis zweier oder dreier Zeugen ist nach der Bibel eigentlich genug.
Gott hatte es gesagt, Mose hatte es gesagt, Kaleb hat es gesagt und Josua hat es gesagt, der dreieinige Gott und drei Menschen haben es Israel bezeugt, dass das gute Land einnehmbar ist.

Doch die 10 Kundschafter sagten: Es geht nicht, wir schaffen es nicht. Die Zahlen- und Namenssymbolik spricht eine laute Sprache. Die 10 Gebote sprechen eine laute Sprache „Ihr schafft es nie, uns zu halten!“. Doch wer bei Gott seine Hilfe, sein Heil und seine Rettung sucht und Jahwe treu und voller Hingabe folgt, der wird erfahren, dass das gute Land einnehmbar ist wie Kaleb und Josua. Ja, es ist möglich, Gott und den Nächsten von ganzem Herzen zu lieben und das Doppelgebot Christi zu erfüllen. Doch der Rest des Volkes kannte eine ganze Generation lang nur die Gnadenstände Erlösung aus Ägypten und Einzug in die Wüste. Dabei war doch ihr eigentliches Ziel und Erbteil das verheißene Land Kanaan. Kanaan steht dabei ganz klar für den zweiten Gnadenstand der völligen Heiligung, der vollkommenen Liebe, der reichen, übergroßen Früchte, des Sieges auf der ganzen Linie. Das ist Gottes Erbteil für sein Volk – schon in diesem Leben, so wie das Volk Israel Kanaan schon nach zwei Jahren einnehmen sollte.

Der Auszug aus Ägypten und Einzug ins verheißene Land ist praktisch das größte Leitmotiv im ganzen Alten Testament. Und es kennt diese zwei markanten Übergänge:

Von Ägypten in die Wüste durch das geteilte Rote Meer – eine todesähnliche Erfahrung wie die Taufe (2 Mose 14).

Und der Durchzug durch den Jordan ins verheißene Land – eine weitere todesähnliche Erfahrung (Jos 1-4). Ab jetzt sollten sie nur noch Sieg haben. Und dieser Sieg war nur möglich, solange sie das GANZE Gesetz Gottes hielten. Erst mit der erneuten Beschneidung Israels nach ihrem Durchzug durch den Jordan hat Jahwe die Schmach Ägyptens wirklich von seinem Volk abgewälzt sagt der Herr zu Josua. Die Schmach Ägyptens hing dem Volk die ganze Wüstenzeit über noch an (Jos 5,9). Jetzt erst sind sie frei, um vollständig und immer zu siegen – unter der Bedingung, dass sie das GANZE Gesetz Gottes ständig halten (5 Mose 12, 32; Jos 1). In der Generation unter Josua ging das gut. Sie erlebten tatsächlich und dauernd den verheißenen Sieg Gottes.

Doch dann sündigte das Volk gegen Gott, wurde immer wieder von seinen Feinden überwunden und unterdrückt und schließlich wieder aus dem verheißenen Land vertrieben. Im verheißenen Land und im ständigen Sieg Gottes kann nur bleiben, wer ständig das ganze Gesetz Gottes hält.

Was macht uns jetzt so sicher, dass der Einzug ins verheißene Land durch den Jordan wirklich für die siegreiche Erfahrung der Heiligung steht?
Es gibt viele Hinweise und Parallelen zum geistlichen Leben der an Christus Gläubigen: Bevor Gott das Wunder tat und den Jordan austrocknete, sollte sich das Volk heiligen (Jos 3, 5). Auch wir sollen uns heiligen und reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes (2 Kor 7,1) und von Gott erwarten, dass er uns in seiner Treue durch und durch heiligt.

Dann waren die Israeliten in Ägypten beschnitten worden – in der ganzen Wüstenzeit aber nicht mehr. Vor dem Einzug nach Kanaan aber mussten sie sich neu beschneiden (Jos 5, 1-9). Das ganze Alte Testament ist voll davon, dass wir erst dann so handeln können, wie Gott es will, wenn wir uns/ere – Herzen – beschneiden (Röm 2, 29; Phil 3, 3). Nun sagt das Neue Testament ganz klar, dass wir als Christen schon bei unserer Bekehrung mit der Beschneidung Christi im Geist und am Herzen beschnitten wurden (ebd.). Aber auch wir brauchen, wie die Israeliten, eine zweite Beschneidung. Diese Beschneidung vollzieht der Vater an uns (Joh 15, 2). Denn Beschnittensein zeigt sich im Halten der Gebote Gottes (Röm 2,25; 1 Kor 7,19) und in einem Glauben, der durch die Liebe tätig ist (Gal 5, 6). Erst nach dieser neuen Beschneidung des Volkes Gottes direkt vor dem Einzug ins verheißene Land sagt Gott, dass er die Schande Ägyptens endgültig von seinem Volk abgewälzt hat.

Und was ist geistlich gesehen die Schande Ägyptens? Es ist Sklave der Welt, der Sünde gewesen zu sein. Rettung von der Schuld der Sünde gab es schon in Ägypten beim Passamahl. Aber Abwälzung der Schande Ägyptens und Sieg über die geistlichen Feinde auf der ganzen Linie gab es erst nach der erneuten Beschneidung Israels vor dem Einzug ins verheißene Land. So müssen auch wir erneut vom Vater beschnitten werden. Und das tut weh. Vor dem Sieg im verheißenen Land kommen die Schmerzen über den Verlust des empfindlichsten Teils der Persönlichkeit, den ein Gläubiger hat. Und erst, wenn wir davon genesen sind, können wir zur Einnahme des verheißenen Landes aufbrechen.

Mose steht in der Geschichte Israels symbolhaft für das Gesetz Gottes. Er hat es im Auftrag Gottes dem Volk überbracht, er verkörpert es. Mose und das Gesetz werden im Wort Gottes praktisch immer in einem Atemzug genannt.

Josua dagegen ist untrennbar mit der Einnahme des verheißenen Landes verbunden. Der Name Josua bedeutet ursprünglich „JHWH ist Hilfe, Heil, Großmut, Rettung“14. Auch Jesus trug genau diesen Namen in seiner griechischen Form. Josua ist also ein Typus auf Jesus Christus.
Das Gesetz Gottes – Mose – kann uns nur bis an den Rand des verheißenen Landes bringen. Das Land in Besitz nehmen können wir nur durch Jesus. 4, Kapitel 2.
So sagt uns auch das Neue Testament, dass das Gesetz unser Zuchtmeister auf Jesus hin ist (Gal 3, 24). Das Gesetz mit seinen unbarmherzigen Forderungen, die zu hoch für uns sind, treibt uns in die Arme Christi. Zuerst treibt es uns in die Arme Christi, weil wir erkennen, dass wir Sünder sind, schuldig vor Gott und dass wir ein Opferlamm für unsere Sünde brauchen, um gerettet zu werden. Aber das Gesetz Gottes treibt uns auch in die Arme Christi, weil wir es auch als Christen nicht erfüllen können. Wir scheitern wie Israel in der Wüste von Anfang an daran, Gottes Gesetz zu halten. Erst durch Josua, durch Jesus unseren geistlichen Führer wird es uns möglich, das verheißene Land einzunehmen. Kein Feind ist zu stark, keine Mauer zu hoch, kein Riese zu mächtig. Durch Jesus haben wir immer und überall Sieg, wenn wir ihm treu folgen und er sein Leben in uns lebt.

Es ist bezeichnend, dass der Einzug ins verheißene Land nur durch ein übernatürliches Wunder möglich ist (Jos 3). Gott schneidet den Jordan ab, dass sich die Wasser verlaufen und die Israeliten trockenen Fußes durch den Fluss gehen können. Im Gegensatz zum Roten Meer, wo sich das Wasser durch den Stockschlag Moses teilte, bevor sie durchzogen, mussten die Priester auf die Anordnung des Josua hin zuerst Vertrauen beweisen und mit den Füßen im Glauben ins Wasser treten, das immer noch floss (Jos 3, 16). Es dauerte eine ganze Weile, bis sich das Wasser des Jordans verlaufen hatte, denn es wurde sehr weit oberhalb im Fluss abgeschnitten. In dieser Zeit des Wartens mussten Josua, die Priester und das Volk Gottes Geduld im Warten auf die Zusagen und die Treue Gottes beweisen.

Das zeigt uns: Das Erbe Kanaans wird im Glauben an Gottes Verheißungen und seine Treue und an sein übernatürliches Wirken eingenommen, bevor etwas davon zu sehen ist. Dann heißt es auf Gottes Treue und Handeln bauen. Und er, der letztlich die Anweisung gegeben hat, dass sie in das verheißene Land einziehen sollen, ist treu und handelt und schneidet den Jordan ab.

Sehr bezeichnenderweise bleibt das Wasser des Jordans, das Israel vom verheißenen Land trennt, sehr weit entfernt oberhalb bei der Stadt Adam stehen (Jos 3, 16). Der Fluss des Jordan wird bei Adam abgeschnitten mit der Folge, dass die Israeliten auf die andere Seite des Jordan ziehen können.
Diese Stadt Adam wird sonst nicht weiter/wieder in der Bibel erwähnt. Aber gerade an dieser Stelle wird sie namentlich genannt und besonders auf sie hingewiesen. Warum?
Die Stadt Adam heißt im Hebräischen wirklich buchstäblich genauso, wie unser Urvater Adam, durch den die Sünde in die Welt kam. Es handelt sich im Hebräischen um genau das gleiche Wort17.
Warum ist dieses Detail so bedeutend? Weil alles, ja wirklich alles in der Geschichte des Volkes Israel für uns an Christus Gläubigen eine geistliche Lektion oder Übertragung hat (1 Kor 10, 11; Jud 5,5). Adam ist uns allen bekannt. Er ist die Ursache für unseren Fall als Menschen, für unsere Sünde, für unser Sündersein. Von der Verunreinigung unseres adamitischen Wesens her wird unser ganzes Tun befleckt. Als bekehrte Christen sind wir zwar gerechtfertigt, aber die adamitische Sünde in uns verunreinigt unser Tun weiter und bricht immer wieder durch. Und warum? Weil der alte Adam einfach immer noch in uns ist und in unser Leben und Handeln hineinfließt.

Doch jetzt bleibt das Wasser des Jordans genau an dieser Stelle des Todes und der Verunreinigung stehen. Die Israeliten werden nicht mehr vom unheilvollen Strom Adams vom Sieg in Kanaan aufgehalten. Sobald sie das von Adam her ausgetrocknete Bachbett des Jordans durchquert und es verlassen haben, ist ihnen nur noch Sieg verheißen. Zufall? Wohl kaum. Gott sagt nichts ohne Grund – und noch dazu so deutlich.

In der Zusammenfassung sind wir überwältigt von den vielen Details, die ganz deutlich einen Zusammenhang zwischen den äußeren Geschehnissen in der Geschichte des Volkes Israel zeigen und dem geistlichen Leben, das Gott uns schenkt. Der Auszug Israels aus Ägypten durch das Rote Meer in die Wüste und durch den Jordan ins verheißene Land ist tatsächlich das größte und weithin sichtbarste Bild Gottes auf die Entwicklungsstufen im Leben seiner Gläubigen.

 

Die Stiftshütte

Das nächste extrem markante und klare Bild Gottes für zwei Stufen im geistlichen Leben eines Gläubigen sind das Heiligtum Gottes in der Wüste, die sogenannte Stiftshütte, und der spätere Tempel Gottes in seinen verschiedenen Versionen, die sich beide in ihrem inneren Aufbau absolut gleichen.

Aus dem Neuen Testament wissen wir, das die an Christus Gläubigen Tempel des Heiligen Geistes sind. Dies lässt uns insbesondere aufmerken bei der Beschreibung des Tempels und der Stiftshütte und eine tiefe geistliche Grundlage der Zusammenhänge vermuten.

Die Ähnlichkeit und Parallelen zum Auszug Israels aus Ägypten, seiner Wüstenwanderung und Einzug ins verheißene Land sind klar und deutlich und frappierend. Wem hier eine genauere Vorstellung des Heiligtums eine Hilfe ist, der möge 2 Mose 35ff nachlesen und/oder sich eine der vielen Bilder im Internet zum Aufbau der Stiftshütte nachlesen.

Der grobe Aufbau von außen nach innen ist:

 

Vorhof                 ®           Heiliges                              ®          Allerheiligstes

 

Im Vorhof der Stiftshütte ist der Brandopferaltar, auf dem die Sünd-, Schuld- und anderen Opfer dargebracht werden, um sich Gott nahen zu können. Nach den entsprechenden Opfern für ihre eigenen Sünden und die des Volkes konnten die Priester ins Heiligtum eintreten, nicht aber ins Allerheiligste. Hier bedarf es besonderer Opfer und die Besprengung mit deren Blut. Nur der Hohepriester konnte einmal im Jahr am großen Versöhnungstag in das Allerheiligste eintreten.

Das Neue Testament sagt uns, dass das ein Zeichen dafür ist, dass im Gottesdienst des Alten Testaments der Weg ins Allerheiligste noch nicht frei und geoffenbart ist (Hebr 9, 8).

Aber im Neuen Testament ist der Vorhang zum Allerheiligsten zerrissen und der Weg ist frei. Die Schrift ermuntert definitiv die an Christus Gläubigen, ins Allerheiligste einzutreten. Wir haben durch das Blut Jesu Freimut dazu (Hebr 10, 19-21). Doch der Vorhang ist immer noch da und verbirgt das Allerheiligste. Ja, nach unserer Bekehrung sind wir mit unserem Geist eins mit dem Herrn (1 Kor 6, 17). Unser Geist ist bereits im Allerheiligsten in der Gegenwart Gottes. Doch ist es unser Bewusstsein auch? Genießen wir mit jeder Faser unseres erlebten Seins schon alle Vorrechte der Gegenwart Gottes und seiner Segnungen im Allerheiligsten? Wir sollen erst noch mit Freimut herzutreten, fordert uns der Hebräerbriefschreiber auf. Wir sind in unserer persönlichen Erfahrung noch nicht automatisch durch unsere Bekehrung im Allerheiligsten. Erst muss unser Herz mit dem Blut Christi besprengt werden, bevor wir mit Freimut vor dem Angesicht Gottes im Allerheiligsten erscheinen dürfen (Hebr 10, 19-21; 1 Petr 1, 2). Und dann dürfen wir alle Vorrechte der engsten Gemeinschaft mit unserem Herrn genießen. Das Gesetz Gottes ist in der Lade unseres Herzens (Jer 31, 33). Gott thront jetzt erst wirklich über unseren Herzen ohne jeden Konkurrenten. Die Luft ist die des Himmels, das machen die Anwesenheit und die Flügel der Cherubinen deutlich und auch die blauen Behänge im Allerheiligsten 7, Kapitel 6 (2 Mose 25+26). Wir tun das Gesetz Gottes nach seiner Verheißung, denn es ist mit Gottes Finger auf die Tafeln unserer Herzen geschrieben (2 Kor 3, 3). Wir pflegen einen vertrauten Umgang mit Gott und reden von Angesicht zu Angesicht mit ihm wie Mose (2 Mose 33, 11). Jesus nennt uns Freunde, denn er hat uns alles kundgetan und gegeben, was wir für ein heiliges Leben haben und wissen müssen (Joh 15, 14-15). Wir können hier nur sein und bleiben durch das Blut des vollkommenen Opfers Jesu und wenn wir den vorgeschriebenen Gottesdienst in vollkommener Weise ausführen. Doch nichts tun wir lieber als das, angesichts der vollkommenen herrlichen und direkten Gegenwart unseres Herrn in unserem Leben. Hier ist der Himmel auf Erden, hier werden Himmel und Erde eins (Mt 6, 10), hier wohnt und regiert Jahwe, nichts Unreines, keine Sünde und kein Sünder kann hier sein, sondern nur die, die durch das Blut des Lammes gerecht gemacht (Röm 3, 25-26) UND durch sein Blut durch und durch geheiligt wurden (Hebr 9, 14+26; 1 Petr 1, 2).

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