© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 2 Zusammenfassung Neues Testament – Das Gewissen des Paulus – unbewusste Schuld, epubli.de, 2021.
Das Gewissen des Paulus – unbewusste Schuld
Dann taucht aber im Leben des Paulus die Frage auf, wie weit wir uns selber unseres vor Gott richtigen Lebens überhaupt bewusst sein können, oder ob wir uns gegebenenfalls selbst täuschen können über unseren wahren Zustand vor Gott. Sehen wir uns dazu den ersten Korintherbrief an.
1 Kor 4, 3-6 N
Doch was mich betrifft, so ist mir völlig gleichgültig, ob ich von euch oder irgendeinem menschlichen Gericht beurteilt werde. Ja ich maße mir nicht einmal selbst ein Urteil über mich an. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, aber dadurch bin ich noch nicht gerechtfertigt, denn der Herr ist mein Richter. Verurteilt also nichts vor der von Gott bestimmten Zeit, wartet bis der Herr kommt! Er wird das im Finstern Verborgene ans Licht bringen und die geheimen Motive der Menschen offenbaren. Dann wird jeder das Lob von Gott erhalten, das er verdient. Das habe ich auf mich bezogen, Brüder, und auf Apollos. An unserem Beispiel solltet ihr lernen, nicht über das hinauszugehen, was in der Schrift steht. Dann werdet ihr euch nicht wegen des einen gegen den andern aufplustern.
Bei der eigenen Einschätzung seiner Zuverlässigkeit als Verwalter von Gottes Geheimnissen ist sich Paulus keiner Schuld bewusst. Aber dadurch ist er nicht gerechtfertigt sagt er. Jesus Christus wird erst bei seinem Kommen die geheimen Motive aller Menschen offenbaren. Dann wird jeder das Lob von Gott erhalten, das er verdient. Sagt Paulus.
Hier fällt auf, dass Paulus nicht zwingend von Tadel spricht, wenn Christus unser Unbewusstes offenbaren wird. Paulus hatte, so wie er schreibt, an dieser Stelle eher eine Positiverwartung. Doch wo das Lob ungewiss ist, ist auch möglicher Tadel nicht fern. Dabei geht es Paulus hier um die geheimsten Motive jedes Christen, die nur Christus kennt. Diese Stelle für sich alleine gesehen ist geeignet, uns sehr zurückhaltend in Bezug auf eine mögliche richtige eigene Beurteilung unserer eigenen Motive zu machen. Wenn Paulus als unser Vorbild sich schon nicht selber einzuschätzen wagt, mit welcher Motivation er Gott wirklich dient, wie können wir da richtigliegen?
Können wir also nie genau wissen, ob wir so leben, wie Gott es will? Dieser Frage werden wir weiter nachgehen und sie anhand weiterer Aussagen des Paulus zu seinem eigenen Gewissen untersuchen. Doch enthält diese Schriftstelle trotz der Anfrage, die wir durch sie an unsere Möglichkeiten stellen, auch eine gewaltige positive Aussage:
Paulus sagt an dieser Stelle praktisch und sehr deutlich, dass wir so nach Gottes Willen leben können, dass wir uns keiner Schuld bewusst sind!
Das ist ungeheuerlich ermutigend, gerade wenn wir weiter der Frage nachgehen, ob Paulus sich weiter als der schlimmste Sünder erlebt. Das Mindeste, was wir aus dieser Schriftstelle sagen können, ist, dass was unser eigenes Bewusstsein angeht, wir ein völlig reines Gewissen haben können. Paulus ist sich NICHTS bewusst, wo er untreu wäre oder sündigen würde. Diese Aussage ist in ihrer Tragweite nicht zu unterschätzen. Paulus hatte ein voll ausgeprägtes Gewissen, nicht ein noch entwicklungsbedürftiges wie ein Neubekehrter. Er wusste sehr wohl von den hohen Anforderungen Gottes an sein Leben. Ja er beschrieb sie wie kein anderer und sie wurden unser Wort Gottes. Wie viele Dinge forderte Paulus – immer erst nach vorhergehender Ermutigung – von den Gemeinden ein! Denken wir nur an das Hohelied der Liebe in 1 Kor 13 oder seine Aufforderung NICHTS aus eitler Ehrsucht, sondern ALLES zur Ehre Gottes zu tun. Alle seine Gebote, bzw. Gottes Gebote durch Paulus in seinen Schriften musste Paulus also selber zuerst auch ausleben. Erst dann konnte er sagen, dass er sich keiner Schuld bewusst ist. Paulus wusste mehr als jeder andere von den hohen Anforderungen Christi an sein und unser Leben. Und trotzdem war er sich keiner Schuld bewusst! Unfassbar. Wenn die lutherisch-zinzendorfsche Theologie stimmt, hätten wir auf jeden Fall annehmen sollen, dass Paulus in irgendeiner Art unter seinem Zukurzkommen vor Gott leiden sollte. Wenn Paulus sich wirklich für den größten Sünder hielt und sich so erlebte, hätte er sich seiner weiterhin bestehenden Versäumnisse voll bewusst sein müssen. Sein Gewissen hätte ihn wegen seiner beständigen Schuld vor Gott quälen müssen.
Doch genau das Gegenteil ist bei Paulus der Fall.
2 Kor 1,12 N
Denn unser Ruhm besteht im Zeugnis unseres Gewissens: Überall in der Welt und besonders bei euch war unser Verhalten von Aufrichtigkeit und Lauterkeit Gott gegenüber bestimmt. Wir ließen uns nicht von eigener Klugheit leiten, sondern von der Gnade Gottes.
Paulus rühmt sich mit seinem Team sogar ihres absoluten reinen Gewissens. Paulus und seine Begleiter haben überall in der Welt, mit gutem Gewissen, aufrecht, lauter und von der Gnade Gottes geleitet gelebt und gedient. Eigentlich hätten sie sich ihres reinen Gewissens nach 1 Kor 4, 3-6 ja nicht vor der Zeit rühmen dürfen, wenn Christus die wahren Absichten der Herzen erst bei seinem Kommen offenbart. Aber sie tun es. Und so wird deutlich, dass Paulus nur aus pädagogischen Gründen die geistlich unreifen Korinther auffordert, nichts vor der Zeit zu be- und verurteilen. Im Gegensatz zu fleischlichen Christen (1 Kor 3, 1-4) können sich geistlich vollkommene Christen ihres Zustandes vor Gott sehr wohl bewusst sein (Apg 5, 32; 1 Joh 3, 24; Hebr 13, 18). Und nicht nur das, sie können es sogar öffentlich sagen und bezeugen ohne (!) dabei pharisäerstolz zu sein.
Paulus ist sich also absolut keiner Schuld bewusst. Das ermutigt uns zu glauben, dass wir zumindest auf der bewussten Ebene ein Leben führen können, wie es Gott gefällt, so wie Paulus und seine Begleiter.
Aus dem Zusammenhang in 1 Kor 4, 3-6 wird auch deutlich, dass es Paulus vor allem darum geht, dass die Korinther sich untereinander als Geschwister nicht vergleichen und daraus resultierend sich selber auf- und Geschwister abzuwerten. Und er weist sogar darauf hin, dass er und Apollos nur aus pädagogischen Gründen mit sich selbst als Beispiel so reden (1 Kor 4, 6). Wer gelernt hat, sich selbst nicht zu überschätzen und nicht andere ab- und sich selber dadurch aufzuwerten, der kann so wie Paulus in 2 Kor 1, 12 und anderen Stellen ohne eigenen falschen Stolz sagen, dass er überall in der Welt wo er war und lebte, ein absolut reines Gewissen hatte.
Wir halten fest: Wir können in einem Herzens-Zustand leben, in dem uns keine Schuld bewusst ist. Dieser Zustand kann auf Unwissenheit und Selbsttäuschung durch Unreife beruhen. Im Fall eines Apostels, der selbst Wort Gottes schrieb und alle Gebote Gottes lehrte und auslebte, ist es aber nicht möglich, sich grundsätzlich völlig zu täuschen. Paulus aber war sich trotz intensivster Kenntnis des Wortes Gottes keiner Schuld bewusst, in keinem seiner Briefe. Stattdessen bezeugt er überall sein reines Herz, sein lauteres Gewissen und seinen vorbildlichen Wandel, trotz des hohen Maßstabs, den er an sich (1 Kor 9, 27) und andere legt. Das zeigt uns ganz klar: Wir können zumindest was unser Sündenbewusstsein und Gewissen angeht, bewusst völlig im Willen Gottes leben, ohne dass uns unser Gewissen oder der Heilige Geist in uns vom Gegenteil überführen.
In Bezug auf unser unbewusstes Leben bleibt aber die Frage offen, ob wir so leben können, wie es Gott gefällt.
Unser Unbewusstes verknüpft Paulus in 1 Kor 4, 3-6 sehr stark mit unseren wirklichen oder geheimen Motiven hinter unserem Tun. Sie sind die eigentliche Triebfeder unseres Handelns. Aber er stellt an dieser Stelle auch kein Gesetz auf, dass alles Unbewusste zwingend sündhaft sein müsste. Wir können innerlich schuldig sein, oder auch nicht – denn Christus steht ja bereit, auch unsere uns unbewussten Motive zu loben. Damit bleibt diese Bibelstelle neutral, was unser unbewusstes Leben angeht. Es kann gut oder schlecht sein oder beides.