Römer

© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 2  Das Neue Testament – Einzelbuchbetrachtungen – Römer, epubli.de, 2021.

Römer

Der Römerbrief beginnt mit den stärksten vorstellbaren Gegenargumenten gegen völlige Heiligung. Paulus beweist in den Kapiteln 1-3, dass alle Menschen von ihrer Natur aus Sünder sind. Egal ob sie religiös sind oder nicht, alle sind verdorben und genügen dem Anspruch Gottes an unser Leben nicht.

Röm 3, 10-24 +27 N
So steht es in der Schrift. “Keiner ist gerecht, auch nicht einer. Keiner hat Einsicht und fragt nach Gott. Alle haben sie den rechten Weg verlassen und sind unbrauchbar geworden. Niemand ist da, der Gutes tut, kein Einziger.” “Ihre Kehle ist ein offenes Grab und mit ihrer Zunge formen sie Lügen.” “Schlangengift verbirgt sich hinter ihren Lippen.” “Ihr Mund ist voller Flüche und Drohungen.” “Ihre Füße sind schnell, wenn es darum geht, Blut zu vergießen. Sie hinterlassen Verwüstung und Elend, und was zum Frieden führt, kennen sie nicht.” “Von Gottesfurcht wissen sie nichts.” Das sagt das Gesetz, und wir wissen. Alles, was es sagt, richtet sich an die, denen es verordnet wurde. So wird jeder Mund gestopft und die ganze Welt sieht sich dem Urteil Gottes verfallen. Denn durch das Halten von Geboten wird kein Mensch vor Gott gerecht. Das Gesetz führt nur dazu, dass man seine Sünde erkennt. Doch jetzt ist die Gerechtigkeit Gottes sichtbar geworden, und zwar unabhängig vom Gesetz, aber in Übereinstimmung mit dem Gesetz und den Worten der Propheten. Es ist die Gerechtigkeit Gottes, die durch den Glauben an Jesus Christus geschenkt wird und allen zugutekommt, die glauben. Da ist kein Unterschied zwischen Jude und Nichtjude, denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Doch werden sie allein durch seine Gnade ohne eigene Leistung gerecht gesprochen, und zwar aufgrund der Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist. … Kann man da noch selbst auf etwas stolz sein? Das ist ausgeschlossen.

Hier werden wir Menschen ohne das Evangelium und ohne Gott in unserem Leben beschrieben. Wir alle sind Sünder und haben die Herrlichkeit Gottes verloren. Keiner wird vor Gott gerecht durch seine eigene Anstrengung. Jeder wird vom Gesetz als Übertreter und Sünder überführt.

Aber das Evangelium, die gute Nachricht ist: Jeder Mensch kann vor Gott gerecht werden. Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt und notwendig ist, kann jedem Menschen frei geschenkt werden. Dem, der an Jesus Christus glaubt, verleiht Gott die Gerechtigkeit eines anderen: die Gerechtigkeit Jesu Christi. Auf diese Weise schließt Gott aus, dass sich jemand vor ihm rühmt. Dieses Geschenk wird aus reiner Gnade gegeben und ist an den Glauben gebunden. Es gilt allen Völkern. Und es wurde schon vor langer Zeit von Gott verheißen.

In Kapitel 4 erfahren wir, dass schon Abraham allein durch Glauben vor Gott gerecht wurde, und wie es kommt, dass Abraham der Vater aller Glaubenden ist.

In Kapitel 5 redet Paulus zu Gerechtfertigten vor Gott. Er erklärt ihre Gerechtigkeit aus Glauben detailliert. Er zeigt auf, was mit der Glaubensgerechtigkeit verbunden ist, wie sie durch Jesus möglich wurde und was sie für Auswirkungen hat.

Röm 5, 5 N
Wir sind stolz auf die Hoffnung, mit der wir nun der Herrlichkeit Gottes entgegengehen dürfen. Aber nicht nur das. Wir sind auch stolz auf die Bedrückungen, denen wir ausgesetzt sind, denn wir wissen, dass wir durch Leiden Geduld lernen; und wer Geduld gelernt hat, ist bewährt, und das wiederum festigt die Hoffnung. Und in dieser Hoffnung werden wir nicht enttäuscht, denn Gott hat uns mit dem Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat, auch seine Liebe ins Herz ausgegossen.

Den Gerechtfertigten ist der Heilige Geist und mit ihm die Liebe Gottes gegeben. Das erfahren besonders die, die durch Leiden Geduld gelernt haben und dadurch in der Hoffnung fest geworden sind.

Der Heilige Geist wird den Gläubigen also schon mit der Bekehrung und Rechtfertigung gegeben.

Was vermag der vor Gott völlig unbrauchbare Sünder aber nun zu tun, wenn er Christ wird? Was bewirken die Gnade Gottes und der Heilige Geist in ihm? Das fünfte und das sechste Kapitel im Römerbrief zeichnen hier ein ganz anderes Bild vom Gläubigen an Christus, als vom Menschen vor seiner Bekehrung zu Christus. Es ist ein durchaus positives Bild. Denn die Gnade Gottes und der Sieg Christi am Kreuz haben die Sünde Adams unseres Urvaters mehr als aufgewogen.

Röm 5, 17 S
Denn wenn infolge des Sündenfalles des einen der Tod zur Herrschaft kam durch den einen, wieviel mehr werden die, welche den Überfluss der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus!

Die Auswirkung der Gnade und Gabe Gottes ist im Leben zu herrschen, im jetzt und hier. Paulus ermutigt uns, dass der SIEG Christi in uns Gläubigen viel größer ist, als das, was wir durch Adams Sündenfall verloren haben. Das kann aber nur der Fall sein, wenn nicht lediglich die Schuld der Sünde vergeben, sondern auch ihre Macht gebrochen ist. Erst dann sind wir keine Sklaven der Sünde mehr, sondern können im Leben herrschen.

Röm 6, 1 S
Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde? Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben?

Hier wird der gerechtfertigte Mensch in die Verantwortung genommen, nicht mehr in der Sünde zu leben. Und den Weg dazu – so sieht es aus – hat Christus freigemacht.

Röm 6, 4 S
Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, auf dass, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.

Paulus stellt unser Leben als völlig neu dar. Wir sind de facto schon mit Jesus gestorben und auferstanden. Wir haben in unserem neuen Leben als Christen Anteil am Auferstehungsleben Christi.

Röm 6, 6-7 S
Wissen wir doch, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, so dass wir der Sünde nicht mehr dienen; denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde losgesprochen.

Wie? Der Leib der Sünde ist außer Wirksamkeit gesetzt? Wenn das so ist, dann ist die Ursache unseres Sünderseins ja beseitigt! Und das wird auch gleich durch die dazugehörigen Aussagen bestätigt: Wir sind von der Sünde freigesprochen. Und zwar nicht nur im Hinblick auf die Schuld unserer Sünde, sondern sogar so, dass wir der Sünde nicht mehr dienen müssen!

Dies ist eine extrem starke Bibelstelle dafür, dass wir durch das Werk Christi ganz und völlig in diesem Leben von der Macht der Sünde befreit sind, bzw. befreit werden können.

Im Folgenden wird aber deutlich, dass wir uns in diesem Leben noch in einem Spannungsfeld befinden. Da gibt es die geistliche Wirklichkeit, die Jesus durch seinen Tod und durch seine Auferstehung bereits in uns geschaffen hat, ja. Aber auf der anderen Seite müssen wir diese Wirklichkeit aber erst noch im Glauben ergreifen und unsere Lebensrealität davon bestimmen lassen.

Röm 6, 11-13 S
Also auch ihr. Haltet euch selbst dafür, dass ihr für die Sünde tot seid, aber für Gott lebet in Christus Jesus, unsrem Herrn! So soll nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, so dass ihr seinen Lüsten gehorchet; gebet auch nicht eure Glieder der Sünde hin, als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern gebet euch selbst Gott hin, als solche, die aus Toten lebendig geworden sind, und eure Glieder Gott, als Waffen der Gerechtigkeit.

Hier wird die menschliche Verantwortung herausgestellt, die erfahrene Gnade Gottes im Leben anzuwenden. Die Befreiung von der Sünde will erfahren werden. „Haltet euch dafür“ betont, dass wir den geistlichen Tatsachen glauben sollen, die Gott geschaffen hat. Gebt eure Glieder nicht der Sünde, … sondern euch selbst und eure Glieder Gott hin. Hier ist von völliger Hingabe, von Weihe die Rede (wie auch später in Römer 12, 1). Eine solche Weihe ist möglich, weil Jesus uns so sehr geliebt hat und für uns gestorben ist. Aber sie bekommt erst Kraft durch das, was Christus getan hat. Das müssen wir im Glauben ergreifen und für wahr halten. Hat diese Haltung aber Aussicht auf Erfolg? Wir werden nicht enttäuscht.

Röm 6, 14 S
Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade seid.

Die Macht der Sünde ist gebrochen – und zwar nicht die Macht aus der Schuld der Sünde, sondern die Macht der Sünde, die uns davon abhalten will ein gottesfürchtiges Leben zu leben.

In den folgenden Versen erklärt Paulus das noch deutlicher. Er geht mehr in die Details. Zuerst zeigt er, was durch die Sünde alles angerichtet wurde. Der natürliche fleischliche Mensch ist in der Sünde gefangen. Er herrscht eben nicht im Leben. Aber Gottes Gnade und der Heilige Geist vermitteln dem Gläubigen, was ihm fehlt. Nur das Auferstehungsleben Jesu Christi kann den Menschen aus seiner Misere retten. Durch den Glauben an Christus und sein Werk kann das, was Christus schon als Heilstatsachen geschaffen hat, auch als Erfahrung in unser Leben kommen.

Röm 6, 18-19a S
Nachdem ihr aber von der Sünde befreit wurdet, seid ihr der Gerechtigkeit dienstbar geworden. Ich muss menschlich davon reden wegen der Schwachheit eures Fleisches.

Paulus zeigt den Gläubigen, welche Heilstatsachen Gott durch Christus in ihnen geschaffen hat.

Röm 6, 18-19b S
So stellt nun eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit zur Heiligung.

Das ist die Seite der menschlichen Verantwortung. Der Dienst der Gerechtigkeit soll zur Heiligung führen. Heiligung (Griechisch ἁγιάζω, hagiasmos ) kann auch mit Heiligkeit übersetzt werden, bzw. Reinheit und noch spezifischer mit einem Zustand der Reinheit (Strong G3817). Das ist das Ziel. Der Dienst Gottes, der Gottes-Dienst, hat die Heiligkeit und die Reinheit des Dienenden zum Ziel. Der Dienende soll rein und heilig werden. Und das soll nach dem Zusammenhang des Kontextes in diesem Leben geschehen. Wer interpretieren will „erst beim Tod“, mag das gerne tun. Er hat aber aus dem Text keine festen Anhaltsgründe dafür. Und wer lediglich für ein Wachstum in der Heiligkeit plädiert, wird der Aussage nicht gerecht, dass die Heiligung oder Heiligkeit das Ziel, also ein anderer erreichbarer Zustand ist.

Röm 7, 4 S
Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet worden durch den Leib Christi, auf dass ihr einem anderen angehört, nämlich dem, der von den Toten auferstanden ist, damit wir Gott Frucht bringen.

Hier verdeutlicht Paulus wieder die geistlichen Tatsachen, die Gott geschaffen hat. Dann erklärt er, was für eine Absicht er damit verfolgt und was für uns möglich ist.

In den Versen 7-25 zeigt Paulus die Gefangenheit des Menschen unter dem Gesetz der Sünde auf.

Röm 7, 11 S
Denn die Sünde nahm einen Anlass und verführte mich durch das Gebot und tötete mich durch dasselbe.

Röm 7, 13 S
Die Sünde, damit sie als Sünde erscheine, hat mir durch das Gute den Tod bewirkt, auf dass die Sünde überaus sündig würde durch das Gebot.

Röm 7, 14-15 S
Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn was ich vollbringe, billige ich nicht; denn ich tue nicht, was ich will, sondern was ich hasse, das übe ich aus.

Röm 7, 18-19 S
Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht! Denn nicht das Gute, das ich will, tue ich, sondern das Böse, das ich nicht will, übe ich aus.

Röm 7, 21 S
Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt.

Röm 7, 23 S
Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich gefangen nimmt in dem Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.

Röm 7, 25 N
Es gilt also beides: Meiner innersten Überzeugung nach diene ich dem Gesetz Gottes, meiner Natur nach aber bin ich dem Gesetz der Sünde versklavt.

Niederlage und Gefangenheit auf der ganzen Linie! Da kann der Mensch nur ausrufen.

Röm 7,24 S
Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib?

Und von welchem Menschen ist hier die Rede? Ist das die normale Erfahrung eines Christen?
Die Antwort lautet ganz klar. Nein. Der Schlüsselvers vor diesem bedrückenden Bekenntnis ist.

Röm 7, 17 S
Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft.

Das ist der Mensch ohne Christus, denn für jeden Menschen in Christus gilt:

Röm 8, 3 S
Das hat Gott getan, nämlich die Sünde im Fleische verdammt.

Röm 8, 9 S+F
Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt.

Röm 6, 18-19a S
Nachdem ihr aber von der Sünde befreit wurdet, seid ihr der Gerechtigkeit dienstbar geworden.

und

Röm 6, 14 S
Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade seid.

Daher spricht die Niederlagenerfahrung in Römer 7 nur von fleischlichen Menschen, seien es Gläubige oder Ungläubige. Sie wurden nicht von der Sünde befreit. Sie sind nicht in den Raum der Gnade eingetreten.

Der an Jesus Gläubige ruft mit Paulus aus.

Röm 8, 25 E+F
Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass alle Untersuchungen in diesem Buch rein am Bibeltext und nicht an unserer Erfahrung orientiert sind. Dies hilft uns, sie nicht sofort innerhalb eines Bibelverständnisses auszulegen, dass von unserer Erfahrung und nicht vom Wort Gottes bestimmt ist.

Klar, Paulus versucht hier seinen Lesern/Hörern zu zeigen, was Gott getan hat: Sie sind eben nicht fleischlich, wenn sie den Geist Christi haben.

Röm 8, 9 L
Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.

Denn wer fleischlich, oder anders übersetzt, „im Fleisch ist“, der gehört nicht zu Christus (Röm 8, 9), ist fleischlich gesinnt und lebt nach dem Fleisch (Röm 8, 5), hat die Gesinnung des Todes und der Feindschaft gegen Gott, ist dem Gesetz Gottes nicht untertan und kann es auch nicht sein (Röm 8,7) und vermag nicht, Gott zu gefallen (Röm 8,8). Wer nach dem Fleisch lebt, MUSS STERBEN. Und das sagt Paulus sowohl zu unbekehrten Menschen ohne den Geist Gottes, als auch uns Christen. Wir haben die Wahl, geistlich oder fleischlich zu leben, mit den entsprechenden Konsequenzen.

Röm 8, 13 S+F
Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so müsst ihr sterben.

Hier geht es nun nicht um die geistlichen Tatsachen, die „in Christus“ geschehen und wahr und für den Gläubigen Realität sind. Es geht um den Lebensstil, den wir als Christen, basierend auf dem, was Gott getan hat, entwickeln und leben. Nach Paulus ist es möglich, sich zu Tode zu bringen, wenn wir nach unserer immer noch vorhandenen alten Natur leben!

Wenn wir aber dem Heiligen Geist folgen, werden uns die Gnade und Kraft Gottes durchbringen in die Herrlichkeit Gottes.

Röm 8, 13 E
Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben.

Hier wird die Eigenverantwortung des Christen betont, durch den Geist die Handlungen des Leibes zu töten. Und das ist nur möglich durch den Geist Gottes. Wenn aber die Handlungen des Leibes getötet werden, sind sie tot, und nicht nur eingedämmt und vermindert. Und da zeigt sich, dass Paulus eine völlige Befreiung der Christen vom Leib der Sünde vor Augen hatte.

Die geistliche Voraussetzung dafür hat Christus durch seinen Tod geschaffen.

Röm 6, 1 S
 … wir, die wir der Sünde gestorben sind …

Röm 6, 6-7 S
Wissen wir doch, dass unser alter Mensch mit gekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, so dass wir der Sünde nicht mehr dienen; denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde losgesprochen.

Von den geistlichen Tatsachen her gesehen ist mein alter Mensch und der Leib der Sünde tot und mit Jesus mitgekreuzigt! Aber in meinem Erleben muss ich dies erst noch lernen umzusetzen. Ich soll durch den Geist die Handlungen des Leibes töten (Röm 8, 13). Und dazu habe ich die besten Voraussetzungen, denn

Röm 8, 2 E
Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

Wenn wir als Christen dem Gesetz der Sünde unterliegen, haben wir noch nicht den ganzen Reichtum der Wahrheit des Sieges Christi kennen gelernt.

Zweierlei wird hier deutlich:

  • Gott hat bereits in und durch Jesus wunderbare Tatsachen geschaffen. Durch meine Bekehrung und dadurch, dass Jesus durch seinen Geist in mir lebt, habe ich daran vollen Anteil. Alle Früchte des Leidens und der Auferstehung Jesu sind mein Erbteil.
  • Nun liegt es an mir, dieses gute Erbe oder Land in Besitz zu nehmen. Jesus gibt mir dazu die Gnadenmittel und die Vollmacht.

 

Wenn sein Sieg so umfassend ist, muss ich nicht bis zum Tod damit warten. Davon spricht Paulus nirgendwo. Er setzt den Kampf gegen die Sünde und den Sieg der Gläubigen in diesem Leben voraus. Und das Ziel ist niemals, nur etwas weniger zu sündigen. Nein, so wie Gott den Leib der Sünde ganz getötet und ihn völlig kraftlos gemacht hat, sollen auch wir die Handlungen des Leibes töten. Das ist ein Prozess, denn Christus hat den ganzen Leib der Sünde getötet und wir sollen seine Handlungen töten. Doch dieser Prozess findet gottgewollt sein Ende mit dem Tod aller Handlungen des Leibes – schon in diesem Leben! Dann sind wir nicht nur unserem Stand in Christus nach, sondern auch in unserer Lebenspraxis frei gemacht vom Gesetz der Sünde.

Ein anschauliches Bild dafür ist der Christ in seiner Geschöpflichkeit als Wesen aus Leib, Seele und Geist. Er ähnelt dem Aufbau der Stiftshütte und des Tempels – beide bestehen als Wohnort Gottes aus Vorhof, Heiligem und Allerheiligsten.

Im Allerheiligsten hat Gott Tatsachen geschaffen – der Vorhang ist zerrissen und der Zugang zum heiligen Gott durch das Sühnewerk Christi ist frei. Durch seine Wiedergeburt wird der Christ mit dem Kern seines Seins – seinem neuen Geist, der eins mit dem Geist Gottes ist, in Christus ins Allerheiligste versetzt. Hier gelten alle Wahrheiten, Zusagen und Verheißungen Christi für ihn. Er ist ein Erbe Gottes und Miterbe Christi (8, 17). Das mag der Christ sogar mit seinem Verstand wissen. Aber erst, wenn er diese Wahrheiten geistlich erkennt, sind sie sein. Unser Geist muss sich erst dessen bewusstwerden, was er in Christus hat.

Denn in seinem Bewusstsein befindet sich der Christ anfangs noch nicht im Allerheiligsten, sondern im Vorhof. Das Opfer wurde auf dem Altar vor den Augen aller gebracht und er mit Gott versöhnt. Er wird gewaschen und darf ins Heilige eintreten. Dort leuchtet ihm Christus, sein Brot des Lebens. Und er bringt Gott durch Christus wohlangenehme Gebete dar. Real ist sein alter Mensch – eigentlich – tot, der Gläubige ist eine neue Kreatur. Doch sein alter Mensch macht sich noch bemerkbar, obwohl er jeden Anspruch verloren hat. Er führt einen Partisanenkampf gegen den Geist Gottes. Der Christ folgt dem Geist Gottes und tötet die Handlungen des Leibes. Er hält für wahr und glaubt, was Christus getan hat. Durch fortwährenden Gehorsam dem Geist Gottes gegenüber gewinnt er seine Frucht zur Heiligung, bzw. Reinigung. Dann offenbart ihm Christus die Wahrheit seines Sieges über die Sünde. So tritt der Christ auch mit seinem Bewusstsein endlich in Allerheiligste ein. Er ist jetzt mündig und kann seine Vorrechte als Erbe Christi in Anspruch nehmen. Er ist nicht nur von den geistlichen Tatsachen her, sondern auch in seinem Bewusstsein der Sünde ganz gestorben, mit Christus begraben und zu neuem Leben auferstanden. Er dient der Sünde nicht mehr, in keinster Weise. Durch die Auferstehungskraft Christi lebt er ein völlig neues Leben, von der Sünde befreit folgt er dem Geist Gottes. Er ist ein Erbe Gottes im allumfassenden Sinn.

Im Leben des Paulus wurde dieser Sieg Christi sichtbar, denn er schreibt in

Röm 8, 37 E
Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat.

Röm 10, 12 E
Denn derselbe Herr von allen ist reich für alle, die ihn anrufen “denn jeder, der irgend den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden”.

Traditionell und auch aus dem direkten Kontext dieser Schriftstelle würde man hier an die Errettung eines Sünders denken. Aber umfasst diese Verheißung nicht noch viel mehr? Jesus reinigte zu seinen Lebzeiten Aussätzige auf ihre flehentliche Bitte hin. Er gab Blinden das Augenlicht. Er erhörte Paulus als er rief: Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Todesleib? Wird dieser gleiche Jesus nicht jedem zu Hilfe kommen, der ihn in gleicher Weise anruft um von seinem Sündenaussatz gereinigt zu werden? Jesus wird ihm ohne Zweifel die Augen dafür öffnen, was er durch seinen Sieg am Kreuz errungen hat: Er hat den Leib der Sünde vernichtet, dass wir der Sünde nicht mehr dienen müssen (Röm 6, 6-7).

Röm 12, 1 S
Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, kraft der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer. das sei euer vernünftiger Gottesdienst!

Unser Leib und Leben soll ein beständiges und heiliges Opfer sein. Liegt alles auf dem Altar? Kann jemand das tun, der in Sünden gefangen ist? Hier reicht eine lediglich angerechnete Heiligkeit nicht, es geht um unseren wahren Gottes-Dienst. Es geht um unser wirkliches inneres und nach Außen sichtbares Leben.

Röm 12, 21 S
Lass dich nicht von dem Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.

Ist es möglich dieser Aufforderung nachzukommen, die schon Jesus an seine Jünger stellte? Ich denke dabei noch nicht einmal an meine Feinde, sondern an mein Verhalten meiner eigenen Frau gegenüber, wenn ich mich durch irgendein Verhalten oder Worte von ihr eben reizen lasse zu Gedanken, Worten und Taten, die dieser Aufforderung von Paulus so überhaupt nicht entsprechen. Und das ist meine Frau, die ich liebe! Wieviel weniger wird mir das dann bei Menschen gelingen, die mir gegenüber feindlich gesinnt sind.

Ganz anders bei Paulus als Nachfolger Christi. Er hatte durch die Liebe Christi Sieg über diese Dinge und scheut sich auch nicht in aller Demut zu bekennen, was Christus in ihm möglich macht.

Röm 8, 35-37 S
Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht. «Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag, wir sind geachtet wie Schlachtschafe!» Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat!

Paulus hatte nicht nur ansatzweise, und ab und zu, einmal und mit Mühe einen unvollständigen Sieg. Nein, er überwindet weit durch den, der ihn geliebt hat. Und er sagt „wir“. Damit schließt er seine Mitstreiter ein und seine Zuhörer, die ihm darin folgen.

Römer 12, 21 sagt uns, dass wir uns nicht vom Bösen überwinden lassen sollen. Römer 8, 37, dass wir weit durch den überwinden können, der uns geliebt hat. Und nach Röm 10, 12 ist Jesus reich für alle, die ihn anrufen.

Der Christ, der Christus anruft, kann seine Errettung von der Macht der Sünde erfahren.

Röm 13, 8 S
Seid niemand etwas schuldig, als dass ihr einander liebt; denn wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt.

Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes. Und wir sollen lieben, wir sollen das Gesetz erfüllen. Hier steht wie an so vielen anderen Stellen nicht, dass das unmöglich ist. Und Paulus ist Mensch und gleicher erlöster Sünder wie wir. Vor Gott stellt er diese Forderung im Namen Gottes auf. Sein ganzer Brief atmet die Atmosphäre, dass er selber tut, was er sagt. Wie könnte er diese Dinge sonst auch lehren, ohne sich selbst zu verdammen? Wir lesen im ganzen Römerbrief von keinen Unmöglichkeiten. Ja, in Römer 7 wird gezeigt, wie der natürliche Mensch und fleischliche Mensch (und ggf. fleischliche Christ) an ihre Grenzen kommen. Sie sind ohne Gottes Gnade und Geist der Sünde ausgeliefert. Aber wie wir gesehen haben, bleibt Paulus da nicht stehen. Er erfasst den Ausweg aus dieser Misere durch Jesus Christus, seinen Herrn. Jesu Auferstehungsleben wird den Gläubigen durch den Heiligen Geist vermittelt. Dann können sie im Glauben an das, was Christus vollbracht hat, Christus in ihrem Leben Raum geben. So können sie zur völligen Freiheit von der Sünde gelangen. Und dann erst ist es möglich, auf der ganzen Linie zu lieben und das Gesetz Christi zu erfüllen.

Alle anderen Aufforderungen im Römerbrief von Paulus sind jetzt nur noch Erklärungen, wie diese Liebe praktisch im Alltag aussieht und welche konkreten Formen sie in unseren Lebensbezügen annimmt.

Und diese Liebe ist nichts, was wir aus uns heraus als bleibenden Besitz hätten – sie ist ständig an den Glauben an Jesus gebunden.

Röm 14, 23 S
Alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.

Röm 13, 14 S
Zieht den Herrn Jesus Christus an.

Daraus schließen wir: Nur der allezeit Glaubende und Liebende erfüllt das (neue) Gesetz Christi. Dabei ist das Rühmen eigener Verdienste ausgeschlossen (Römer 4-6). Alle Ehre bekommt Christus, der uns durch seinen Geist den Sieg schenkt.

Sind die Gläubigen des Römerbriefs schon so weit? Nein, aber sie sind auf dem Weg. Sie sollen Christus anziehen und ihre Leiber Gott als Opfer geben. Doch Paulus und seine Mitstreiter gehen diesen Weg bereits als Vorbilder. An ihnen wird deutlich, was Jesus an denen tun kann, die ihn als Retter anrufen. Sie dürfen erleben, dass sie „weit“ durch den überwinden, der sie geliebt hat.

 

Zusammenfassung Römerbrief

Die Realität und Macht der Sünde wird uns im Römerbrief erschreckend deutlich und ernst dargestellt. Alle Menschen sind ihr unterworfen. Doch der Sieg Christi ist so groß und allumfassend, dass er nicht nur die Schuld der Sünde vergibt, sondern dass er auch den Leib der Sünde vernichtet und damit die Kraft der Sünde überwunden hat. Das ist jedem Gläubigen mit seiner Bekehrung als Erbe mit in die Wiege gelegt. Von diesem Sieg Christi über die Sünde auch in seinem Leben soll der Christ im Glauben ausgehen. Und er hat den Auftrag, durch den in ihm wohnenden Heiligen Geist in seinem Leben die Herrschaft über die Sünde anzutreten. Das geht nur durch einen Kampf, bei dem die Handlungen des Leibes getötet werden, also nach diesem Kampf nicht mehr leben. Und in allem soll und kann der Gläubige durch den Heiligen Geist jetzt herrschen. Und Gott sei Dank, durch Christus seinen Herrn kann er durch beständigen Glauben im Leben herrschen und lieben! So lebt Paulus es vor, und dazu ermahnt er seine Leser. Christus hat uns mit seinem allumfassenden Opfer den Sieg über die Sünde in diesem Leben erkauft.

 

Der Römerbrief geht für mich ganz klar pro möglicher völliger Heiligung aus.

 

contra

Röm 3, 23-24 N
Denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Doch werden sie allein durch seine Gnade ohne eigene Leistung gerecht gesprochen, und zwar aufgrund der Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist. … Kann man da noch selbst auf etwas stolz sein? Das ist ausgeschlossen.

Röm 7, 14 E
Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft.

Röm 7, 25 N
Es gilt also beides: Meiner innersten Überzeugung nach diene ich dem Gesetz Gottes, meiner Natur nach aber bin ich dem Gesetz der Sünde versklavt.

Röm 7, 18-19 S
Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist zwar bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten gelingt mir nicht! Denn nicht das Gute, das ich will, tue ich, sondern das Böse, das ich nicht will, übe ich aus.

Röm 7, 21 S
Ich finde also das Gesetz vor, wonach mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt.

Röm 7, 23 S
ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich gefangen nimmt in dem Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.

 

pro

Röm 8, 9 L
Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so … Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.

Röm 6, 18-19a S
Nachdem ihr aber von der Sünde befreit wurdet, seid ihr der Gerechtigkeit dienstbar geworden.

Röm 6, 14 S
Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade seid.

Röm 6, 1 S
Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde? Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben?

Röm 6, 6-7 S
Wissen wir doch, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, so dass wir der Sünde nicht mehr dienen; denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde losgesprochen.

Röm 5, 17 S
Denn wenn infolge des Sündenfalles des einen der Tod zur Herrschaft kam durch den einen, wieviel mehr werden die, welche den Überfluss der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus!

Röm 7, 24+25 N
Ich unglückseliger Mensch! Gibt es denn niemand, der mich aus dieser tödlichen Verstrickung befreit? Doch! Und dafür danke ich Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Röm 8, 13 E
Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, so werdet ihr leben.

Röm 8,37 S
Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat!

Röm 8, 2 E
Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

 

Meine Beobachtungen

 

 

 

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