Jakobus

© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 2  Das Neue Testament – Einzelbuchbetrachtungen – Jakobus, epubli.de, 2021.

Jakobus

Jak 1, 2-4 N
Haltet es für reine Freude, meine Geschwister, wenn ihr in verschiedener Weise auf die Probe gestellt werdet. Ihr wisst ja, dass ihr durch solche Bewährungsproben für euren Glauben Standhaftigkeit erlangt. Die Standhaftigkeit wiederum soll zu einem vollkommenen Werk führen. Ihr sollt in jeder Hinsicht zur Reife kommen, zu einer Vollkommenheit, der nichts mehr hinzuzufügen ist.

Wie wir noch sehen werden, sieht Jakobus im Verlauf seines Briefes die Sünde als echtes Problem der Gläubigen an. Hier aber, am Anfang seines Briefes, malt er ein extrem positives Bild. Unser Glaube als Christen wird auf Bewährungsproben gestellt. Und es ist nicht nur möglich, sondern sogar göttlich gewollt und beabsichtigt, dass wir uns als Gläubige in diesen Proben bewähren. Unsere Standhaftigkeit soll sogar zu einem vollkommenen Werk führen. Dadurch sollen wir wiederum zu einer vollkommenen Reife gelangen, der nichts mehr hinzuzufügen ist. Jakobus lehrt hier also eine Vollkommenheit der Gläubigen, die keine Defizite mehr kennt. Sie ist nicht nur möglich, sondern sogar Gottes Programm für alle seine Gläubigen in diesem Leben. Und alles, was Jakobus weiter in seinem Brief sagt, müssen wir auch aus diesem Blickwinkel sehen.

Es bleibt zu fragen, ob mit der erwähnten Bewährung im Glauben nur das Festhalten am Glauben an sich, oder das Überwinden von Krisen, oder das Überwinden von einzelnen Sünden bis hin auf die Mikroebene gemeint ist. Die folgenden Verse geben uns darüber Aufschluss.

Jak 1, 12-17 N
Wie glücklich ist der, der die Erprobung standhaft erträgt. Denn nachdem er sich so bewährt hat, wird er den Ehrenkranz des Lebens erhalten, den Gott denen versprochen hat, die ihn lieben. Wenn jemand in Versuchung gerät, soll er nicht sagen. “Gott hat mich in die Versuchung geführt.” Denn Gott kann nicht vom Bösen versucht werden und führt auch selbst niemand in Versuchung. Nein, jeder wird von seiner eigenen Begehrlichkeit hingerissen und gelockt. Wenn dann die Begierde schwanger geworden ist, bringt sie Sünde zur Welt, und die Sünde, wenn sie voll ausgewachsen ist, den Tod. Täuscht euch nicht, liebe Geschwister! Vom Vater der Himmelslichter kommen nur gute und vollkommene Gaben.

Jakobus redet von einzelnen Versuchungen und von dem Übel ins uns, „unseren eigenen Begehrlichkeiten“. Und es ist von zwei Wegen die Rede. Wer die Erprobung – durch solche Versuchungen hindurch – standhaft erträgt, zeigt dadurch seine Liebe zu Gott und wird von Gott den Ehrenkranz des Lebens erhalten. Wer seiner Begierde nachgibt – und hier ist von der Mikroebene unserer Versuchungen die Rede – , verstrickt sich in Sünden, die in ihrer Summe im Tod münden. Darüber sollen wir uns nicht täuschen. Vor allem nicht darüber, dass es Gott wäre, der einen Weg der Sünde wollte oder dafür verantwortlich wäre. Nein im Gegenteil. Gott gibt gute und vollkommene Gaben – die uns anscheinend auf dem anderen Weg – dem Weg der Standhaftigkeit in der Erprobung – hilfreich sind – und vollkommen ausreichen. So können wir auch auf der Mikroebene unserer Versuchungen überwinden und Sieg haben. Das ist jedenfalls der Plan Gottes für uns. Und wer in der Summe seines Lebens der Versuchung nicht nachgibt, bewährt sich. Und die Bewährten werden den Ehrenkranz des Lebens erhalten, den Gott denen versprochen hat, die ihn lieben.

Es wird nicht gesagt, dass uns einzelne Sünden schon von unserem Weg der Bewährung abbringen oder für immer von Gott trennen. Von ihnen können und sollen wir ja umkehren (Jak 4, 8; 5, 16). Nein, tödlich ist aber ein Weg der Sünde bis zu unserem Ende. Und es wird auch nicht gesagt, dass nur die, die sich ununterbrochen in ihrem Glauben bewähren, den Ehrenkranz des Lebens erhalten werden. Aber es wird deutlich gesagt, dass es hier zwei unterschiedliche grundsätzliche Wege gibt. Und dass es für uns als Gläubige normal ist, im Glauben unter Versuchungen bewährt zu werden – bis hin auf die Mikroebene unseres Lebens. Das ist Gottes Wille für uns.

Jak 1, 21 N
Legt deshalb jede Gemeinheit und alle Bosheit von euch ab und nehmt das Wort, das in euch hineingepflanzt wurde, bereitwillig auf. Denn das hat die Macht, euch zu retten.

Hier möchte ich wieder einmal den Titel dieses Buches zitieren: „Hat Gott wirklich gesagt?“ und auf diesen Vers beziehen. Sollen wir wirklich jede Gemeinheit und alle Bosheit ablegen? Wenn ich jede Gemeinheit und alle Bosheit abgelegt habe, ist definitionsgemäß nichts mehr davon übrig. Sie sind weg.
Und es entsteht kein Vakuum. Das Schlechte wird hier abgelegt, und das Gute wird bereitwillig aufgenommen, nämlich das Wort Gottes. Und das Wort Gottes sagt, dass es möglich ist, das Schlechte abzulegen. Denn das Wort Gottes hat die Macht, die Gläubigen zu erretten.

Man kann fragen, ob hier nicht von der grundsätzlichen Errettung von der (Schuld der) Sünde die Rede ist. Nein, denn Jakobus spricht zu Gläubigen, die bereits gerettet sind. Man könnte auch mutmaßen, dass es um das grundsätzliche Durchhalten im Leben der Gläubigen geht, bis sie völlig erlöst und gerettet vor Christus steht. Nein, auch das meint Jakobus an dieser Stelle nicht. Er meint die aktuelle Errettung von jeder Gemeinheit und aller Bosheit, denn er fährt fort.

Jak 1, 22-25 N
Es genügt aber nicht, das Wort nur zu hören, denn so betrügt man sich selbst. Man muss danach handeln. Jeder, der das Wort nur hört und nicht danach tut, der ist wie ein Mann, der in den Spiegel sieht. Er betrachtet sich, läuft davon und hat schon vergessen, wie er aussah. Wer aber tief in das vollkommene Gesetz Gottes, in das Gesetz der Freiheit, hineinschaut und das immer wieder tut, wer nicht vergisst, was er gehört hat, sondern danach handelt, der wird in dem, was er tut, glücklich und gesegnet sein.

Nach Jakobus ist es also absolut möglich, in das vollkommene Gesetz Gottes hineinzusehen und es im eigenen Leben umzusetzen, es zu tun. Wir finden keine Spur von immer wieder Fallen auf dem Weg und es nie erreichen. Das Tun des Gesetzes Gottes ist möglich und der Standard. Und wenn das zu sehr nach Werksgerechtigkeit klingt, dann hören wir einmal genau hin, was Jakobus einleitend vor diesen Versen sagt.

Jak 1, 21 N
Nehmt das Wort, das in euch hineingepflanzt wurde, bereitwillig auf. Denn das hat die Macht, euch zu retten.

Die Macht und die Kraft das Gesetz Gottes zu tun kommen aus dem Wort Gottes. Hier liegt die Ursache und der Grund aller Rettung und allen wahren Umsetzens des Wortes Gottes.

Und das Wort Gottes entfaltet seine rettende Wirkung durch einen Glauben, der die rettende Kraft dieses Wortes ergreift und tätig wird.

Jak 2, 14 +24+26 S
Was hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, dabei aber keine Werke hat? Kann ihn denn der Glaube retten? … Da seht ihr, dass der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein. … Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne Werke tot.

Jak 1, 27 N
Eine Frömmigkeit, die Gott, der Vater, als fleckenlos rein betrachtet, sieht so aus. Man besuche Waisen und Witwen in ihrer Not und beschmutze sich nicht am Treiben der Welt.

Es gibt also ein Leben, das von Gott als fleckenlos und rein betrachtet wird. Ist es ein Leben, das durch die Reinwaschung von den Sünden durch Christus gekennzeichnet ist? Zweifelllos, das ist die Grundlage. Aber hier wird von Jakobus fleckenlose Reinheit vor Gott mit dem praktischen Leben der Gläubigen in Verbindung gebracht. Es geht um ein Leben der Liebe für andere, besonders derer in Not, als auch um eigene persönliche Reinheit in der Lebensführung. Über die bei der Vergebung erlangte Reinheit hinaus kommt es beim Dienst für Gott auch auf einen reinen Lebenswandel an. Solch ein Lebenswandel ist nach Jakobus möglich. Er sagt, dass Gläubige so leben können, dass sie sich nicht vom Treiben dieser Welt beschmutzen lassen müssen. Gläubige können rein leben und rein bleiben. Das ist Gottes Anspruch an uns Gläubige und das gute Land, das er uns zeigt und für uns bereithält.

Jak 2, 8 N
Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz in der Schrift erfüllt. “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!”, dann tut ihr recht. Wenn ihr aber bestimmte Menschen bevorzugt, dann begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt.

Was wird jemand denken, der diese Zeilen ohne Vorkenntnisse und ohne eigene Erfahrungen zum ersten Mal liest oder hört? Er wird davon ausgehen, dass Jakobus davon ausgeht, dass es möglich ist, das königliche Gesetz der Schrift zu erfüllen. Seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben ist der Standard bei für uns Gläubige und bei Gott. Die Abweichung davon ist das Anormale, das getadelt und korrigiert werden muss.

Jak 2, 12-13 N
Redet und handelt als Menschen, die im Begriff stehen, durch das Gesetz der Freiheit gerichtet zu werden. Denn das Gericht wird erbarmungslos mit dem verfahren, der kein Erbarmen gezeigt hat. Barmherzigkeit aber ist dem Gericht überlegen.

Was ist mit dem Gesetz der Freiheit gemeint? Hier an dieser Stelle könnte man auch interpretieren, dass wenn wir genügend Liebe und Barmherzigkeit zeigen, unsere bestehenden Unvollkommenheiten davon überdeckt werden. Das wird aber nicht weiter ausgeführt. Es wird aber besonders betont, wie wichtig es ist, barmherzig zu sein und Barmherzigkeit zu zeigen.

Doch das Gesetz der Freiheit kam schon in Vers 25 vor:
Wer aber tief in das vollkommene Gesetz Gottes, in das Gesetz der Freiheit, hineinschaut und das immer wieder tut, wer nicht vergisst, was er gehört hat, sondern danach handelt, der wird in dem, was er tut, glücklich und gesegnet sein.

Es scheint also doch um mehr zu gehen, als nur barmherzig zu sein, obwohl das das Wichtigste im Gesetz Gottes ist. Das Gesetz Gottes will Liebe und Barmherzigkeit und es ist vollkommen. Auch diese Bibelstelle ermutigt uns davon auszugehen, dass wir das Wort Gottes in unserem Leben umsetzen können.

„Das Gesetz der Freiheit“

Zweimal wird es von Jakobus so genannt (Jak 1, 25 + 2, 12). Und so sieht Jakobus es auch – nicht als harten Zuchtmeister, der elenden ewigen Sündern zeigt, wie weit sie vom eigentlichen Maßstab Gottes entfernt sind. Nein für Jakobus ist das Gesetz der Freiheit ein Freiraum des Lebens, in dem wir sein und atmen können. Und das man – auf welche geheimnisvolle Weise auch immer – tun kann. Denn wer danach handelt und es tut, wird glücklich und gesegnet sein. Wir niemand es je erreichen? Doch, es wird Gläubige geben, die es erreichen. Sonst hätte es uns Gott durch Jakobus nicht als erreichbares Ziel vor Augen gestellt.

Jak 3, 1-2 S
Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein strengeres Urteil empfangen! Denn wir fehlen alle viel.

Dieser eine Satz des Jakobus

„Denn wir fehlen alle viel“

bringt die ganze bisherige Untersuchung dieses Bibelbuches ins Wanken. Also ist es unser Schicksal „viel zu fehlen“, können wir der Sünde nicht entgehen? Wenn Jakobus hier aufhören würde, wäre es wohl so. Doch Jakobus fährt fort und er schreibt:

Jak 3, 2 S
Wenn jemand in der Rede nicht fehlt, so ist er ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib im Zaum zu halten.

Es gibt also wohl doch Menschen, die „nicht in der Rede fehlen“? Vergleichsweise selten wohl, wie aus dem Kontrast der beiden Verse deutlich wird, aber es scheint sie zu geben. Und wer an diesen Punkt kommt, in der Rede nicht zu fehlen, der wird auch als vollkommen angesehen. Es gibt also eine christliche Vollkommenheit. Ihre Echtheitsmerkmale ist Rede, die nicht fehlgeht und die Beherrschung des Leibes – mit allem, was das einschließt: Nach Jakobus mindestens eigene Begehrlichkeit und Begierde, alles was unser äußerer und alter Mensch Schlechtes will, was Gott aber nicht will.

Doch zwei weitere Dinge müssen wir hier auch noch klären.

Jakobus schließt sich selbst beim „Fehlen“ ein. „Denn wir fehlen alle viel“. Wenn also Jakobus als Lehrer sich auf dieser Ebene sieht, hat er die beschriebene Vollkommenheit dann selber nicht erreicht? Und wenn Jakobus viel fehlt, welche Chance haben wir dann, nicht viel zu fehlen? Eine Hilfe zu verstehen, was Jakobus hier wirklich ausdrücken will, können die Verse sein, in denen Jakobus sich ebenfalls in diesem Abschnitt durch die Verwendung von „wir“ mit anderen Menschen und Gläubigen solidarisiert.

Jak 3, 8-10 S
Die Zunge aber kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel voll tödlichen Giftes! Mit ihr loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind; aus ein und demselben Munde geht Loben und Fluchen hervor.

Ein weiterer Tiefschlag für unser eigenen Möglichkeiten. Kein Mensch kann die Zunge zähmen und Jakobus schließt sich durch die Verwendung von „wir“ hier mit ein! Ist jetzt alles aus?

Aber ist es denn wirklich so? Verflucht Jakobus wirklich die Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind? Nein. Das wird an keiner Stelle deutlich. Spätestens hier sehen wir, dass Jakobus überall wo er „wir“ sagt, sich mit allen Menschen und im Vers 3,2 mit allen Gläubigen solidarisiert, sich in seiner Menschlichkeit auf die gleiche Ebene stellt – ein Stilmittel, dass Demut ausdrückt, Gemeinschaft sucht und ermutigen will. Jakobus als Lehrer, der auch ein strengeres Urteil für sich erwartet, verflucht nicht die Menschen, die nach dem Bilde Gottes geschaffen sind.

Der aufmerksame Leser wird sich jedoch fragen: Wenn kein Mensch die Zunge zähmen kann, haben wir und auch der Apostel Jakobus also keine Möglichkeit, dem Übel unserer Zunge und des als Ursache dahinterliegenden bösen Herzens zu entkommen?

Die Betonung liegt auf „kein Mensch kann das“. Was nicht gesagt, aber impliziert wird, ist, dass Gott das durch den Heiligen Geist als Helfer im Menschen tun kann. Ja, wie macht das dann der vollkommene Mensch, der in der Rede nicht fehlt und auch den ganzen Leib unter Kontrolle halten kann, ER hat ja anscheinend irgendwie die Zunge gezähmt? Denn Jakobus sagt eben nicht, dass es unser irdisches Schicksal ist, die Zunge nicht kontrollieren zu können. Sondern er prangert eben gerade dieses Fehlverhalten an und stellt klar, was Gottes Maßstab ist – ein Maßstab, der ganz offensichtlich ohne göttliche Hilfe niemals zu erreichen ist.

Jak 3, 6+10-12 S
Auch die Zunge ist ein Feuer. Als die Welt der Ungerechtigkeit nimmt die Zunge ihren Platz ein unter unsren Gliedern; sie befleckt den ganzen Leib und steckt den Familienkreis in Brand und wird selbst von der Hölle in Brand gesteckt. Aus ein und demselben Munde geht Loben und Fluchen hervor. Es soll, meine Brüder, nicht also sein! Sprudelt auch eine Quelle aus demselben Loch zugleich Süßes und Bitteres hervor? Kann auch, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen, oder der Weinstock Feigen? So kann auch eine salzige Quelle kein süßes Wasser geben.

Jakobus äußert in diesen Versen nicht nur fromme Wünsche, die keine Aussicht auf Verwirklichung haben. Er zeigt vielmehr die Ursache für unreine Rede und das Heilmittel dafür auf, reine und unfehlbare Rede zu führen. Das Herz muss umgewandelt werden und der Bürgerkrieg im Herzen, wo Unreines und Reines vermischt ist, muss beseitigt werden, bis nur noch Reines – Süßes – da ist. Diese Gedanken transportiert Jakobus durch diese Bildersprache mit der Quelle und mit den Bäumen. Wenn die Quelle als Ausgang unseres Wesens gut ist, dann ist auch gut, was wir äußern. Und ganz offensichtlich kann das kein Mensch aus seinem natürlichen unreinen Zustand und aus seiner eigenen Kraft. Gottes Standard ist, dass nur süßes Wasser aus der Quelle unseres Herzens hervorquellen soll. Der Ausfluss unseres Herzens über unseren Mund soll nur gute Früchte tragen. Das wird zum Abschluss dieser zuerst zutiefst frustrierend anmutenden Verse deutlich. Gott erwartet das von uns, trotz unserer menschlichen Unfähigkeit. Und bei Gott ist es kein Ding der Unmöglichkeit, denn Jakobus sagt ja einleitend zu dem ganzen Thema:

Jak 3, 2 S
Wenn jemand in der Rede nicht fehlt, so ist er ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib im Zaum zu halten.

Das will und kann Gott, egal wie unmöglich uns der Weg dorthin scheint. Er will vollkommene Menschen, die nicht im Wort fehlen. Und wir können mit göttlicher Hilfe auf diesem Weg rechnen.

Nachdem Jakobus in den Versen 3, 14-15 Eifersucht und Eigenliebe bei seinen Lesern anprangert, stellt er die Frage, wer weise ist und rein und richtig lebt und stellt auch klar, wo diese Fähigkeit und Weisheit herkommen.

Jak 3, 17-18 N
Dagegen ist die Weisheit von oben erst einmal rein, dann friedfertig, gütig und nachgiebig. Sie ist voller Erbarmen und guter Früchte, unparteiisch und ohne Heuchelei.

Diese lebensbefähigende Weisheit kommt also von oben, von Gott, nicht aus uns selbst.

Alles, was diese Früchte nicht trägt, fasst der Apostel Jakobus in folgender Kategorie zusammen:

Jak 3, 14-15 N
Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Eigenliebe in eurem Herzen habt, dann rühmt euch nicht und verdreht nicht die Wahrheit! Solch eine Weisheit kommt nicht von Gott. Sie ist irdisch, sinnlich und teuflisch.

Noch einmal, wie schon beim Gebrauch der Zunge, wird eine Parallele zu Hölle und Teufel gezogen, die über irdische Mittel und Gegebenheiten arbeiten, über die sinnliche Natur des natürlichen Menschen. Umso mehr wird deutlich, dass Gott dem SEINE Weisheit im Leben der Gläubigen entgegenzusetzen hat, die rein und voller Früchte ist. Und das sind genau die zwei Schlüsselworte für den Gebrauch der Zunge. Er soll rein, und voll guter einheitlicher Früchte sein. (Nur) Gottes Weisheit im Leben der Gläubigen macht das möglich.

Jak 3, 13 +17 N +F
Wer von euch ist denn weise und verständig? Er soll das durch seinen Lebenswandel zeigen, und zwar in der Bescheidenheit, die aus der Weisheit kommt.

Die Weisheit von oben ist erst einmal rein, dann friedfertig, gütig und nachgiebig. Sie ist voller Erbarmen und guter Früchte, unparteiisch und ohne Heuchelei.

Auch wenn Jakobus realistisch im Hinblick auf seine Leser ist – viele sieht er in Sünden verstrickt und mit der Sünde kämpfen und noch nicht da, wo sie sein sollen – hier ist Hoffnung. Dies ist der göttliche Maßstab und das die göttliche Ausrüstung: Die Weisheit von oben.

Jak 4, 1 S
Woher kommen Kriege, und woher kommen Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht von den Lüsten, die in euren Gliedern streiten?

Hier wird Jakobus noch realistischer und zählt danach noch mehr konkrete Missstände bei seinen Lesern auf. Man fragt sich dabei fast – sind das Christen? Und wenn ja, dann sind sie aber noch völlig von den „Lüsten bestimmt, die in ihren Gliedern streiten“. Eine traurige Tatsache.
Aber Jakobus hat und nennt auch einen Ausweg aus dieser Misere.

Jak 4, 2-4; 5+6 S
Ihr seid begehrlich und habt nicht, ihr mordet und eifert und könnt es doch nicht erlangen; ihr streitet und krieget. Ihr erlangt es nicht, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und bekommt es nicht, weil ihr übel bittet, um es mit euren Wollüsten zu verzehren. Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisset ihr nicht, dass die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer immer der Welt Freund sein will, macht sich zum Feind Gottes.

Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst. Ein eifersüchtiges Verlangen hat der Geist, der in uns wohnt. Größer aber ist die Gnade, die er gibt. Darum spricht sie. «Gott widersteht den Hoffärtigen; aber den Demütigen gibt er Gnade.»

Hier sehen wir, dass der Apostel nach seinen Ausführungen über die Zunge einen Basiskampf gegen die Sünde führt. Erst nennt er in den Versen Sünden, die sich mit wahrem Christsein gar nicht vereinbaren lassen. Morden (wohl im übertragenen Sinn), Wollüste, Ehebruch, Streit und sogar Krieg. Er ringt praktisch darum, dass „noch- nicht-Christen“ sich bekehren und abgefallene Christen wieder zurechtkommen, so auch in seiner Ansprache an die Reichen am Anfang von Kapitel 5, deren verrostetes Gold ihr Fleisch am letzten Tag verzehren wird. So übel sieht er den Zustand seiner Hörer. Wer weiß, vor wem der Brief alles vorgelesen wurde.

Der (heilige) Geist, der in uns als Christen wohnt, ist eifersüchtig. Er will diese ganzen schlechten Dinge nicht in den Gläubigen haben. Er hat andere Maßstäbe und Möglichkeiten und wacht darüber, dass wir das Richtige tun. Und Gott will auch nicht, dass ungerettete Sünder verloren gehen. Deshalb gibt er uns und allen seine Gnade, die größer ist als jedes Fehlverhalten, jede Sünde.

Die herrschenden schlimmen Zustände können geheilt werden. Und dafür stellt uns Jakobus den Königsweg vor.

Zuerst Bekenntnis und Vergebung.

Jak 5, 15-16 S
Und wenn er Sünden begangen hat, so wird ihm vergeben werden. So bekennet denn einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet!

Dann Gottes Geist und seine Gnade.

Jak 4, 6 N
Aber Gnade gibt er umso mehr.

Und so bekommen wir Zugang zu dieser Gnade.

Jak 4, 6-10 N
Aber Gnade gibt er umso mehr. Deshalb sagt er: “Den Hochmütigen widersteht Gott, aber den Demütigen gibt er Gnade.” So unterwerft euch nun Gott! Stellt euch dem Teufel entgegen, dann wird er von euch fliehen. Nähert euch Gott, dann wird er sich euch nähern. Wascht die Hände, ihr Sünder, reinigt eure Herzen, ihr Zwiespältigen! Fühlt euer Elend, trauert und weint! Euer Lachen sollte sich in Trauer verwandeln und eure Freude in Kummer. Demütigt euch vor dem Herrn, dann wird er euch erhöhen.

Gott gibt größere Gnade und auch Weisheit (1, 5), und er gibt sie gerne. Aber nur dem, der sich vor ihm demütigt und anerkennt, wie es um ihn steht. Darum hält Jakobus seinen Lesern ganz klar den Spiegel vor. Doch wer dann sein Elend fühlt, umkehrt, sich demütigt und Gott naht, darf mit Gottes gnädigem Eingreifen rechnen.

Jak 4, 8 N
Reinigt eure Herzen, ihr Zwiespältigen!

Und wieder spricht Jakobus wie in Kapitel 1, 5 von geteilten Herzen. In Kapitel 3 bringen sie doppeltes Quellwasser hervor, Süßes und Bitteres. In Kapitel 4 hat die schlechte Seite im Menschen die Oberhand. Das ist nicht gut und braucht Zurechtbringung. Nur dann werden die Leser von Jakobus zu ganzheitlichen Christen. Zu Christen, wie Jakobus es will. Dafür gibt er uns in Kapitel 5 auch noch viele Ermutigungen. Unter anderem sollen wir geduldig sein im Warten auf den Herrn wie die Propheten, glaubensvoll beten wie Elia, Sünder von ihrem falschen Weg zurückbringen wie Jesus, und uns gegenseitig annehmen und uns unsere Sünden bekennen, damit wir geheilt werden.

Jak 5, 16 N
Bekennt also einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet.

Ja, wir sündigen. Aber wir können durch gegenseitiges Gebet heil werden, heil in unseren Beziehungen und körperlich heil, also umfassend heil.

 

Zusammenfassung Jakobusbrief

Jakobus räumt in seinem Brief der Sünde und der Ansprache von Sündern viel Platz ein, er scheint an ganz unterschiedliche Zielgruppen geschrieben zu haben. Aber für alle kann Christus der Herr Großes tun.

Jakobus lehrt uns, dass ein zwiespältiger Charakter oder Geist nicht das ist, was Gott will. Wir sollen eine einheitliche Persönlichkeit entwickeln, die nur noch gute Früchte bringt. Und der Weg dahin ist Buße, Umkehr und Trauer und Demut vor Gott, bis er uns erhöht, größere Gnade und seine Weisheit von oben gibt und wir so zu vollkommenen Menschen werden, die den ganzen Leib kontrollieren können und im Wort nicht fehlgehen. Anfechtungen sollen wir als lauter Freude ansehen, weil die Bewährung unseres Glaubens Geduld bewirkt. Wir sollen und können zu Christen werden, die hinter ihren eigenen Wünschen und natürlichen Trieben zurückstehen, die geduldig in jeder gottauferlegten Bewährungsprobe bestehen, bis hin auf die Mikroebene. Und dieses Überwinden soll und kann ein vollkommenes Werk haben. Wenn wir in das Gesetz der Freiheit hineinschauen, kann Gottes Weisheit von oben uns dazu befähigen, dabei zu bleiben. Gottes Weisheit von oben und sein Geist sind der Schlüssel, ebenso wie das Bekenntnis unserer Sünden und das Gebet füreinander um Heilung. Nur so können wir das königliche Gesetz erfüllen, unseren Nächsten zu lieben, und in bescheidenem und weisen Lebenswandel gute Früchte zeigen, rein, friedfertig, gütig und nachgiebig sein, voller Erbarmen unparteiisch und ohne Heuchelei. Dafür müssen wir uns auch von der Welt reinhalten, barmherzig sein und uns Gott nahen. So sollen wir in jeder Hinsicht zur Reife kommen, zu einer Vollkommenheit, der nichts mehr hinzuzufügen ist.

Jakobus´ starke Verse zur christlichen Vollkommenheit und seine herausfordernden Verse zum „Fehlen“ und zur Zunge und zur Realität der Sünde schließen sich nicht gegenseitig aus. Sie ergänzen sich und zeigen, wie menschlich aussichtslos, wie vergleichsweise selten, wie aber göttlich möglich und gewollt die christliche Vollkommenheit ist.

 

Für mich persönlich spricht daher auch der Jakobusbrief für, pro eine mögliche völlige Heiligung. Allerdings kann ich durchaus verstehen, wenn andere Leser aufgrund des Gesamteindrucks zu einer anderen Bewertung kommen. Aufgrund der vorhandenen schwierigen Stellen und um möglichst objektiv zu bleiben bewerte ich den Jakobusbrief daher mit offen hinsichtlich der möglichen völligen Heiligung der Christen.

 

contra

Jak 4, 1 S
Woher kommen Kriege, und woher kommen Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht von den Lüsten, die in euren Gliedern streiten?

Jak 3, 1-2a S
Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein strengeres Urteil empfangen! Denn wir fehlen alle viel.

Jak 3, 8-10 S
Die Zunge aber kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel voll tödlichen Giftes! Mit ihr loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind; aus ein und demselben Munde geht Loben und Fluchen hervor.

 

pro

Jak 3, 10-12 S
Es soll, meine Brüder, nicht also sein! Sprudelt auch eine Quelle aus demselben Loch zugleich Süßes und Bitteres hervor? Kann auch, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen, oder der Weinstock Feigen? So kann auch eine salzige Quelle kein süßes Wasser geben.

Jak 4, 10 N
Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.

Jak 3, 17-18 N
Dagegen ist die Weisheit von oben erst einmal rein, dann friedfertig, gütig und nachgiebig. Sie ist voller Erbarmen und guter Früchte, unparteiisch und ohne Heuchelei. Gerechtigkeit ernten werden nur die, die auf Frieden aus sind.

Jak 3, 2 S
Wenn jemand in der Rede nicht fehlt, so ist er ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib im Zaum zu halten.

Jak 1, 27 N
Eine Frömmigkeit, die Gott, der Vater, als fleckenlos rein betrachtet, sieht so aus. Man besuche Waisen und Witwen in ihrer Not und beschmutze sich nicht am Treiben der Welt.

Jak 1, 2-4 N
Haltet es für reine Freude, meine Geschwister, wenn ihr in verschiedener Weise auf die Probe gestellt werdet. Ihr wisst ja, dass ihr durch solche Bewährungsproben für euren Glauben Standhaftigkeit erlangt. Die Standhaftigkeit wiederum soll zu einem vollkommenen Werk führen. Ihr sollt in jeder Hinsicht zur Reife kommen, zu einer Vollkommenheit, der nichts mehr hinzuzufügen ist.

 

Meine Beobachtungen

 

 

 

 

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