Apostelgeschichte

© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 2  Das Neue Testament – Einzelbuchbetrachtungen – Apostelgeschichte, epubli.de, 2021.

Apostelgeschichte

Die Apostelgeschichte beginnt mit der Verheißung des Heiligen Geistes. Jesus befiehlt seinen Jüngern, so lange in Jerusalem zu warten, bis sie mit dieser Kraftquelle ausgestattet sind.

Apg 1, 4-5 E
Und als er mit ihnen versammelt war, befahl er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten – die ihr von mir gehört habt; denn Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geiste getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen.

Apg 1, 8 E
Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.

Die ganze Apostelgeschichte beschreibt folgend die Auswirkungen dieser Taufe mit dem Heiligen Geist.

Vor Pfingsten hatten sich die Apostel noch vor Angst versteckt und verbarrikadiert. Zu Pfingsten wurden die Apostel durch den Empfang des Heiligen Geistes geistliche Löwen im Bekenntnis zu ihrem Herrn Jesus Christus.

Zuerst fällt auf, dass sich die Apostel in keiner ihrer Predigten auf die gleiche Stufe mit den Sündern stellen, denen sie predigen. So ist es bei uns heute, unseren Pastoren und unter geistlich gesinnten Menschen generell üblich. Die Apostel dagegen solidarisieren sich nicht und sagen nicht. „Ich bin ja auch nicht besser“. Nein, sie klagen ihre Zuhörerschaft durchweg einseitig ihrer Gottesferne wegen an und überführen ihre Hörer je nach Gelegenheit mit scharfen und mit milden Worten ihrer Rebellion gegen Gott, ihrer Inkonsequenz und ihrer Sünden. Das tun sie, obwohl sie kurz vorher ihren Herrn selbst verleugnet haben. Eigentlich hätten sie wissen müssen, dass sie sich in diesen wenigen Tagen – von sich aus – nicht charakterlich ändern oder verbessern konnten. Ihre Wertigkeit war bestimmt nicht besser, als die ihrer Zuhörer. Ja, ihnen war vergeben. Aber das alleine konnte es nicht sein. Wenn sich an ihnen sonst nichts geändert hätte, hätten sie jederzeit wieder wie vorher mit einem Fall rechnen müssen.

Irgendetwas durch den Empfang des Heiligen Geistes verlieh ihnen einen Mut und eine Kühnheit und ein unwiderstehliches Selbst-, um nicht eher zu sagen Gottesbewusstsein. Und das verschlug ihren Hörern damals die Sprache, zum Guten wie zum Schlechten. Sie treten auf wie Jesus, vor dem das sich Volk entsetzte, weil er mit Vollmacht lehrte. Wir merken, dass sie in jeder Hinsicht mit Gott im Reinen waren. Sie waren sich in ihrer Annahme und ungetrübten Beziehung zu Gott so sicher, dass sie sich selbst nicht anklagten. Sie schienen sich keiner fehlenden Hingabe an Gott, keiner Schwächen, ja keiner Sünden bewusst gewesen zu sein, die es ihnen verwehrt hätten so ernsthaft mit ihren Hörern ins Gericht gehen zu können, ohne sich dabei gleichzeitig selbst zu verdammen.

Hören wir selbst:

Die Pfingstpredigt des Petrus, Apg 2, 14-40

Apg 2, 35 E
Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.

Vers 40 S
Lasset euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht!

Die Predigt des Petrus und Johannes nach der Heilung eines Gelähmten, Apg 3, 12-26

Apg 3, 14-15 E
Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und gebeten, dass euch ein Mann, der ein Mörder war, geschenkt würde; den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet, welchen Gott aus den Toten auferweckt hat, wovon wir Zeugen sind.

Die Predigt des Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat

Apg 4, 8-12 + 20 S
Da sprach Petrus, vom Heiligen Geist erfüllt, zu ihnen. Ihr Obersten des Volkes und ihr Ältesten von Israel, wenn wir heute wegen der Wohltat an einem kranken Menschen verhört und gefragt werden, durch wen ihm geholfen worden sei, so sei euch allen und dem ganzen Volke Israel kund, dass durch den Namen Jesu Christi, des Nazareners, den ihr gekreuzigt, den Gott von den Toten auferweckt hat, dass durch ihn dieser gesund vor euch steht. Das ist der Stein, der von euch, den Bauleuten, verschmäht wurde, der zum Eckstein geworden ist. Und es ist in keinem andern das Heil; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in welchem wir sollen gerettet werden! Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen und erfuhren, dass sie ungelehrte Leute und Laien seien, verwunderten sie sich und erkannten sie, dass sie mit Jesus gewesen waren.

Die Apostel vor den Hohen Rat, Apg 5, 29-32 N

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Der Gott unserer Väter hat Jesus vom Tod auferweckt, den Jesus, den ihr an ein Holz gehängt und so umgebracht habt. In seiner Macht hat Gott ihn zum Führer und Retter erhoben, dass Israel seine Einstellung ändern und Vergebung seiner Schuld erhalten kann. Für diese Tatsachen stehen wir als Zeugen und ebenso der Heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.“

Wir sind hier noch mitten in der Auflistung der Schriftstellen, in denen die Apostel selbstbewusst, bzw. gottesbewusst, ihren Hörern ihre Schuld aufzeigen. Sie scheinen sich selber keiner Schuld bewusst. Sie solidarisieren sich an keiner Stelle der Apostelgeschichte mit den Sünden ihrer Hörer. Sie gehen vielmehr nach dem Motto vor: „Ihr böse – wir gut“.

Würde heutzutage jemand wagen, seinen Hörern so ihre Schuld vorzuwerfen? Zu behaupten, dass sie so böse sind, dass sie eben den Heiligen Geist nicht haben, weil sie Gott nicht gehorchen, er als Prediger aber schon? Er würde sofort als anmaßend, stolz und überheblich abgeurteilt werden. Uns schmeckt – wenn wir ehrlich sind – solch eine Kühnheit, ja Vermessenheit nicht. Wenn Petrus heute leben und so predigen würde, würde er sicher zumindest geistlich gesteinigt werden. Seine selbstbewusste – gottesbewusste – Predigt gefiel auch damals seinen Hörern überhaupt nicht. Sofort wurden sie so wütend und aufgebracht, dass sie die Apostel töten wollten.

Und dieses Phänomen tritt auch bei anderen mit dem Heiligen Geist erfüllten Zeugen wie bei Stephanus auf.

Apg 7, 51-57 N
Ihr Unbelehrbaren und Unbeschnittenen! Ja, unbeschnitten seid ihr an Herz und Ohren! Andauernd widersetzt ihr euch dem Heiligen Geist – genauso wie eure Väter. Gibt es einen Propheten, den eure Väter nicht verfolgt haben? Sie haben sogar die getötet, die das Kommen des Gerechten ankündigten – des Gerechten, den ihr nun verraten und ermordet habt. Ihr habt das Gesetz durch Vermittlung von Engeln erhalten – und doch nicht befolgt!” Als die Mitglieder des Hohen Rates das hörten, gerieten sie in solche Wut über Stephanus, dass sie mit den Zähnen knirschten.

Keinen Hauch von politischer Korrektheit hören wir hier von Stephanus. Schonungslos prangert er die Sünde seiner Hörer an. Er stellt sich selber nicht unter die Sünde seiner Hörer. Nein, er grenzt sich von seinen ungehorsamen Hörern ab und rechnet sich selbst nicht zu ihnen. Das geht sogar so weit, dass Stephanus sich selbst in Todesgefahr und schließlich zu Tode bringt. Durch seine schonungslose Konfrontation löst er die erste großangelegte Verfolgung der Gemeinde aus.

War seine Predigt also ein Fehler, vielleicht sogar ein Fehler aus Selbstüberheblichkeit? Menschlich gesehen war das absolut nicht weise. Aber aus dem Kontext heraus verstehen wir, dass genau das Gottes Wille war. Jesus, der nach seiner Auferstehung im Himmel zur Rechten Gottes sitzt, STEHT AUF, um seinen ersten Märtyrer empfangen zu heißen (Apg 7, 56)! Und folgend verbreitet sich das Evangelium durch die nach der Steinigung des Stephanus verfolgten und zerstreuten Jünger überall in Judäa und Samaria (Apg 8, 1+4). So sorgte Jesus selbst durch die kühne Rede des Stephanus, dass sein Befehl zur Evangelisation der Welt endlich von der Gemeinde umgesetzt wurde (Apg 1, 8).

Kurz darauf zeigt Petrus zeigt eine kühne Bevollmächtigung vor Simon dem Zauberer (Apg 8, 18 – 25).

Apg 8, 20-23 N
“Zur Hölle mit dir und deinem Geld!”, fuhr Petrus ihn an. “Glaubst du wirklich, du kannst die Gabe Gottes kaufen? Nein, du hast keinen Anteil daran und kein Recht darauf, denn du bist nicht aufrichtig vor Gott! Ändere deine Einstellung, wende dich von deiner Bosheit ab und bete zum Herrn. Vielleicht vergibt er dir deine bösen Absichten. Ich sehe ja, dass deine Gedanken völlig vergiftet sind und du im Bösen verstrickt bist.”

Auch hier bei Petrus sehen wir wieder eine scharfe Zurechtweisung eines Sünders, ohne dass sich der Prediger mit ihm identifiziert.

Auch Paulus weist einen Zauberer, Elymas (Apg 13, 4-12), mit vollmächtigen Worten zurecht.

Apg 13, 8-11 N
Doch Elymas, der Zauberer, – so heißt nämlich sein Name übersetzt – trat ihnen entgegen und versuchte mit allen Mitteln, den Prokonsul vom Glauben abzuhalten. Aber Saulus, der auch Paulus genannt wird, blickte ihn scharf an. Vom Heiligen Geist erfüllt sagte er. “Du elender und gerissener Betrüger, du Sohn des Teufels und Feind aller Gerechtigkeit! Wann hörst du endlich auf, die geraden Wege des Herrn krumm zu machen. Doch jetzt wirst du die Hand des Herrn zu spüren bekommen. Du wirst blind sein! Eine Zeit lang wirst du die Sonne nicht sehen.” Im selben Augenblick fand sich der Magier von tiefster Dunkelheit umgeben. Er tappte umher und suchte jemand, der ihn an der Hand führte. Als der Prokonsul sah, was geschehen war, kam er zum Glauben, höchst erstaunt über die Lehre des Herrn.

Seinen mit dem Heiligen Geist erfüllten Jüngern gibt der auferstandene Jesus scharfe Worte, die schonungslos Sünder zurechtweisen, ohne sich dabei selbst zu verdammen. Nirgendwo bezeichnen sich die Apostel selbst als Sünder oder empfinden sich so. Diese Ungeheuerlichkeit wird auch noch durch ihr Leben und die Auswirkungen ihrer Predigt bestätigt. Etwas Geheimnisvolles, Übernatürliches haftet ihnen an und man spürt ihnen ab, wie sehr sie in der Verbundenheit mit Gott leben.

Nach diesen Predigten geht es in der Apostelgeschichte milder zu. Wenn die Apostel zu Heiden und Königen und Statthaltern und Unwissenden sprechen, gebrauchen sie abgewogene, einfühlsame Rede und Worte. Die Religiösen und geistlichen Führer ihrer Zeit, die Gott eigentlich kennen sollten, weisen sie aber wie Jesus mit den schärfsten Worten zurecht.

Durch das alles wird deutlich, dass die Apostel und Jünger (Stephanus) mit einer Vollmacht auftraten, die uns heute weitgehend unbekannt ist. Ihr Herr Jesus Christus hatte die religiösen Führer, ihre Sünden und die herrschenden Missstände selber schonungslos angeprangert und offengelegt. Auch Jesus brachte sich dabei mehrfach in Lebensgefahr. So machen es ihm seine Jünger in gleicher Weise nach. Und zwar nachdem sie die Taufe mit dem Heiligen Geist erfahren haben und vom Heiligen Geist erfüllt sind. Weder Jesus noch die Apostel stellten sich mit unter die Schuld ihrer Hörer. Sie treten mit einer uns fremden Kühnheit auf. Sie sind sich ihrer Vollmacht ihres eigenen richtigen Standes vor Gott bewusst. Das zeigt, dass sie selbst mit Gott ganz im Reinen waren. Sie hatten sich selbst nichts vorzuwerfen. Sie wussten, dass keiner ihrer Widersacher ihnen moralisch oder in ihrem Verhältnis zu Gott etwas anlasten konnte.

Es stellt sich daher mit Macht die Frage, ob sie nicht mit Gott völlig im Reinen gewesen sein müssen, ja ein ganz neues und reines Herz gehabt haben müssen. Denn anders kann man sich ihre Kühnheit und ihr Selbstbewusstsein – Gottesbewusstsein – kaum erklären.

Durch die Erfüllung mit dem Heiligen Geist bemerken wir in der Apostelgeschichte weiterhin eine menschenuntypische ja übernatürliche Leidensbereitschaft bei denen, die mit dem Heiligen Geist erfüllt sind.

Verfolgt, tun sie Fürbitte für ihre Mörder (Apg 7, 60), schlafen selig in der Nacht vor ihrer angesetzten Hinrichtung (Apg 12, 6) loben Gott in den schlimmsten Verfolgungen (Apg 16, 25) und freuen sich, gewürdigt worden zu sein, um des Namens Jesu Christi willen gegeißelt worden zu sein und Schmach zu tragen (Apg 5, 41). Ja, die Apostel rechnen mit Verfolgung.

Eine bisher unbekannte Einheit wird durch den Heiligen Geist bewirkt, so dass sie Gläubigen anfangs ein Herz und eine Seele sind (Apg 2, 42-47). Sie beten so in Einheit und Vollmacht, dass Gott die Erde erzittern lässt und umgehend ihr Gebet antwortet (Apg 4, 23 – 31).

Die Jünger der Apostel werden von Anfang an mit dem Heiligen Geist erfüllt, einer Erfahrung, die in der Apostelgeschichte in oder NACH in der Hinwendung zu Gott begründet ist, das lässt sich oft nicht genau trennen.

Apg 2, 38-39 N
“Kehrt um”, erwiderte Petrus, “und lasst euch im Namen von Jesus, dem Messias, auf die Sündenvergebung hin taufen! Dann werdet ihr den Heiligen Geist geschenkt bekommen. Denn diese Zusage gilt euch und euren Kindern und allen, die jetzt noch weit weg sind. Sie gilt allen, die der Herr, unser Gott, noch hinzurufen wird.”

Apg 8, 14-16 N
Als nun die Apostel in Jerusalem hörten, dass die Leute in Samarien die Botschaft Gottes angenommen hatten, schickten sie Petrus und Johannes zu ihnen. Nach ihrer Ankunft beteten beide für sie, dass Gott ihnen den Heiligen Geist geben möge, denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen. Sie waren nur auf den Namen des Herrn Jesus getauft worden.

Und weitere Beispiele für eine Erfüllung mit dem Heiligen Geist nach der Bekehrung finden wir in Apg 9, 17; 13, 48-52; 19, 1-6.

Es wird allerdings nicht bei allen neu zum Glauben Gekommenen explizit betont, dass sie den Heiligen Geist empfingen (z. B. Lydia Apg 16, 14-15 und der Gefängniswärter Apg 16, 30-34). Dabei bleibt aber offen, ob das als selbstverständlich vorausgesetzt und einfach nicht erwähnt wird. Die im vorigen Absatz erwähnten Bibelstellen sprechen aber eher dafür, dass die Apostel darauf achteten, dass alle Bekehrten auch den Heiligen Geist empfingen.

Die große Frage, die sich stellt ist, was alles mit der Gabe des Heiligen Geistes verbunden ist, da die Heiden ihn sofort bei ihrer Bekehrung (Apg 10) oder kurz danach (Apg 8) bekommen. Die Auswirkungen des Empfangs des oder der Erfüllung mit dem Heiligen Geist bei Neubekehrten sind durchweg Freude und der sichtbare Empfang von Geistesgaben. Fällt die Erfüllung mit dem Heiligen Geist mit der Wiedergeburt zusammen, die in dem Augenblick geschieht, wenn jemand das Evangelium hört und an Jesus als seinen Retter glaubt? Der Glaube der Menschen in Samaria war schon so echt, dass große Freude in der Stadt herrschte und Philippus sie taufen konnte. Und der Kämmerer von Äthiopien glaubte richtig und wurde deswegen von Philippus getauft. Und Hananias redete Saulus schon mit „Bruder“ an und danach empfing Saulus den Heiligen Geist.

Daher stellt sich die Frage, ob die Jünger Jesu zu Pfingsten nicht etwas ganz Anderes erfuhren, als ihre Bekehrten beim Empfang des Heiligen Geistes. Zu Pfingsten alleine kam der Heilige Geist in Flammen auf die Jünger herab, und die so erfüllten Jünger, bzw. Apostel alleine strahlten die hier beschriebene Vollmacht aus. Die Bekehrten, die den Heiligen Geist direkt bei oder kurz nach ihrer Bekehrung empfingen, erfuhren die Freude der Sündenvergebung und die Ausrüstung mit geistlichen Gaben. Auf sie kamen keine Flammen und es wird uns nicht von ihrer Bevollmächtigung berichtet.

Natürlich können die Flammen auch ein einmaliges Ereignis in der Apostelgeschichte sein. Aber die Flammen, die sich zu Pfingsten auf die Jünger setzten waren jedenfalls geteilt. Zeigt der Heilige Geist uns damit (s)ein doppeltes Werk, das er tut? Die Bekehrten erhalten Sündenvergebung und Gaben, die schon in der Nachfolge stehenden Jünger dagegen Vollmacht und Heiligkeit? Allein aus der Apostelgeschichte betrachtet, muss diese Frage wohl offenbleiben.

Das Mindeste, was man sagen kann ist aber, dass nur die, die Gott gehorchen, den Heiligen Geist bekommen (Apg 5, 32). Und der Gehorsam Gott gegenüber fängt damit an, dass wir seinem Evangelium glauben und gehorchen und Buße tun. Aber man kann sich dieses Gehorsams gegenüber Gott sehr bewusst sein und ihn offen aussprechen, ohne dabei an Gott schuldig zu werden.

Was die Gabe und die Erfüllung mit dem Heiligen Geist alles bedeuten KANN, wird uns in der Apostelgeschichte eindrucksvoll vor Augen geführt. Ja, die Erfüllung mit dem Heiligen Geist und die Taufe mit Feuer sind der einzige und eigentliche Motor des Baus seiner Gemeinde durch Jesus Christus. Und nicht nur von Einzelpersonen lesen wir, was Gott alles tun kann, wenn er Menschen mit seinem Geist erfüllt.

Die Gruppe der ersten Gläubigen war so mit dem Heiligen Geist erfüllt, dass sie ein Herz und eine Seele waren (2, 4 1ff). Sie teilten alles miteinander und waren anfangs ein wunderbares Zeugnis nach außen. Hier wird der Idealzustand der Gemeinde beschrieben, so wie Gott sie sich vorstellt. Das kann also Gott durch den Heiligen Geist tun.

Ein bemerkenswertes Ereignis in der Urgemeinde berichtet uns Lukas in Apg 5, 1-12. Dort werden Hananias und Saphira von Gott gerichtet und getötet, weil sie den Heiligen Geist belogen haben. Dadurch wird eines klar. Die Apostel und Urgemeinde der ersten Stunde lebten den Glauben an Jesus auf so heiligem Niveau aus, dass Gott eine scheinbare einfache kleine Heuchelei mit dem Tode bestrafte. Hier wird indirekt deutlich, wie die Gemeinde heilig sein kann und muss. Weder müssen, noch dürfen wir absichtlich sündigen vor einem heiligen Gott.

Ansonsten finden wir in der Apostelgeschichte wenig explizite Lehre über Heiligung. Es geht eben vor allem um die äußere Beschreibung dessen, was durch Gottes Wirken im Leben möglich ist und äußerlich sichtbar wird. Die Apostelgeschichte ist ein Geschichtsbericht des Wirkens Gottes durch den Heiligen Geist in seinen Jüngern. Sie ist der Übergang zwischen den Evangelien mit den Lehren Jesu und der nachfolgenden Lehre der Apostel Jesu. Hier wird schon deutlich, dass alles, was Jesus in seinen Evangelien verheißen hat, Wirklichkeit wurde und werden kann.

Als möglicher Negativpunkt kann die Meinungsverschiedenheit oder Streit zwischen Paulus und Barnabas gelten.

Apg 15, 39 E
Es entstand nun eine Erbitterung, so dass sie sich voneinander trennten, und dass Barnabas den Markus mitnahm und nach Cypern segelte.

Wie es hier aussieht, ging dieser Vorfall nicht ohne Schuld bei Paulus und Barnabas ab. Das heißt aber noch nicht, dass damit eine Gesetzmäßigkeit der Schuld gelehrt wird. Ja, dieser Vorfall befreit uns eher von einem falschen Perfektionismus. Ja, Schuld kann immer und zu jeder Zeit geschehen. Und sie kann durch das Blut Jesu immer wieder vergeben und bereinigt werden. Welche Vollmacht Jesus aber seiner Gemeinde geben kann, führen uns die Apostel, die erste Gemeinde und einzelne Jünger wie Stephanus in der Apostelgeschichte eindrucksvoll vor Augen.

 

Zusammenfassung Apostelgeschichte

In den Evangelien wurde von Gott in Aussicht gestellt, dass Jesus seine Nachfolger mit dem Heiligen Geist und mit Feuer tauft. In der Apostelgeschichte sehen wir, wie die Realität dieser Erfahrung beschrieben wird. Die Apostel empfangen feurige Kraft und freien Mut um Jesus zu bezeugen und zu bekennen. Dabei gehen sie mit einer erstaunlichen Kühnheit und Freimut vor. Sie prangern so frei und offen die Sünden und Schuld ihrer Hörer an und bringen sich dadurch selbst ständig in Lebensgefahr. Entweder bekehren sich ihre Hörer, oder sie verfolgen und töten die mit dem Heiligen Geist erfüllten Zeugen Jesu. Die Apostel stellen sich in ihren Predigten bewusst nicht selber mit unter die konkrete oder allgemeine Schuld ihrer Hörer. Sie decken vielmehr einseitig deren Schuld bloß. Sie sehen sich selbst als im Reinen mit Gott – im Gegensatz zu ihren Hörern. Sie sagen, dass sie Gott gehorchen und den Heiligen Geist von ihm bekommen haben – ihre Hörer dagegen nicht. Nirgendwo bezeichnen sich die Apostel als Sünder oder empfinden sich so. Diese Ungeheuerlichkeit wird auch noch durch ihr Leben und die Auswirkungen ihrer Predigt bestätigt. Etwas Geheimnisvolles, Übernatürliches haftet ihnen an und man spürt ihnen ab, wie sehr sie in der Verbundenheit mit Gott leben.

Auch die durch die Apostel zum Glauben Gekommenen empfangen den Heiligen Geist. Die Urgemeinde in Jerusalem ist anfangs in ihrer Liebe, Heiligkeit und Einheit ein Abbild dessen, wie Jesus sich Gemeinde vorstellt und worum er gebetet hat. Sie lebte anfangs so heilig, dass „kleine“ Sünden wie die von Hananias und Saphira von Gott mit dem Tode bestraft wurden. So sehr war der im wahrsten Sinne des Wortes Heilige Geist präsent. Die Geschichte der Urgemeinde wird zwar nicht weiter ausführlich beschrieben, aber dafür die Geschichte der Apostel, die erfüllt vom Heiligen Geist das Evangelium in alle Welt hinaustragen. Und die gleiche Verheißung des Heiligen Geistes gilt allen an Jesus Gläubigen, wenn sie Buße tun.

Theologisch offen bleibt vorerst die Frage, ob es ein zweifaches Werk des Heiligen Geistes gibt, bei der Bekehrung und danach. Die Flammen, die sich zu Pfingsten auf die Jünger setzten, waren jedenfalls geteilt. Das Mindeste, das man sagen kann ist, dass nur die, die Gott gehorchen, den Heiligen Geist bekommen. Und Gott kann Menschen so schnell so umgestalten, dass sie beim Empfang des Heiligen Geistes von einer Sekunde auf die andere von Angsthasen zu mutigen Überwindern und Zeugen werden können, ja zu solchen, die sich ihrer reinen Beziehung und ihres Gehorsams zu Gott gewiss sind. Dadurch können sie die Sünden um sich herum anprangern, ohne sich selbst mit den Sündern auf eine Stufe zu stellen. Und das tun sie in einer Vollmacht, die ihresgleichen sucht. Sie lassen keine Graubereiche mehr zu, sie scheiden direkt Licht und Finsternis voneinander.

 

Ich bewerte das das Zeugnis der Apostelgeschichte daher mit pro völliger möglicher Heiligung.

contra

Apg 15, 39 E
Es entstand nun eine Erbitterung, so dass sie sich voneinander trennten, und dass Barnabas den Markus mitnahm und nach Cypern segelte.

 

pro

Apg 1, 8 E
Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.

Apg 7, 51-57 N
Ihr Unbelehrbaren und Unbeschnittenen! Ja, unbeschnitten seid ihr an Herz und Ohren! Andauernd widersetzt ihr euch dem Heiligen Geist – genauso wie eure Väter. Gibt es einen Propheten, den eure Väter nicht verfolgt haben? Sie haben sogar die getötet, die das Kommen des Gerechten ankündigten – des Gerechten, den ihr nun verraten und ermordet habt. Ihr habt das Gesetz durch Vermittlung von Engeln erhalten – und doch nicht befolgt!”

Apg 5, 32 N
Für diese Tatsachen stehen wir als Zeugen und ebenso der Heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.

Apg 2, 42ff N
Sie hielten beharrlich an der Lehre der Apostel fest, an der geschwisterlichen Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den gemeinsamen Gebeten. Jeden Einzelnen ergriff eine tiefe Ehrfurcht vor Gott, und durch die Apostel geschahen viele Wunder und außergewöhnliche Zeichen. Alle Gläubiggewordenen aber bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. … Tag für Tag kamen sie einmütig im Tempel zusammen, und in ihren Häusern brachen sie das Brot und trafen sich mit jubelnder Freude und redlichem Herzen zu gemeinsamen Mahlzeiten. Sie lobten Gott und waren im ganzen Volk angesehen. Täglich fügte der Herr solche, die gerettet wurden, ihrer Gemeinschaft hinzu.

 

 

 

Meine Beobachtungen

 

 

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