© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 2 Das Neue Testament – Einzelbuchbetrachtungen – 2. Timotheus, epubli.de, 2021.
2. Timotheus
2 Tim 1, 7-8 N
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Zaghaftigkeit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Selbstbeherrschung. Darum schäme dich nicht, unseren Herrn zu bekennen und auch zu mir zu stehen, seinem Gefangenen. Sei bereit, für die Heilsbotschaft zu leiden. Gott wird dir die Kraft dazu geben.
Ist Timotheus zu zaghaft, und gibt es daher keinen Sieg im christlichen Leben? Nein, es zeigt nur, dass, egal wo wir gerade stehen, wir immer wieder Ermahnung und Ermutigung zum Durchhalten brauchen. Im 2. Timotheusbrief befindet sich Paulus in einer lebensgefährlichen Situation – vor dem Gericht des Kaisers. Seine engsten Vertrauten haben sich nicht getraut, ihm beizustehen. Viele Christen, die einen guten Start gemacht haben, haben ihn, bzw. sogar Christus verlassen. Die gegenwärtige Situation ist bedrückend und entmutigend. Paulus erinnert Timotheus, durch welche Tiefen er und sie beide schon gegangen sind. Und er ermutigt Timotheus, sich die Gnade und Wahrheit Christi und Gottes Treue vor Augen zu führen. Dann kann er der Anfechtung widerstehen, und sich nicht vom Pessimismus der Situation mit fortreißen zu lassen und kann treu bei seinem Herrn bleiben.
Und hier ist die Kraftquelle dazu.
2 Tim 1, 14 N
Verwahre dieses kostbare Gut, das dir anvertraut wurde, sicher durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt.
2 Tim 2, 1 N
Timotheus, mein lieber Sohn, sei stark in der Gnade, die uns in Jesus Christus gegeben ist.
2 Tim 2, 11-13 N
Es ist ein wahres Wort. Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben. Wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen. Wenn wir ihn aber verleugnen, wird er auch uns verleugnen, und wenn wir untreu sind, bleibt er dennoch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen
Wird hier gelehrt, dass jeder Christ untreu werden MUSS? Nein, jeder Christ KANN untreu werden. Und was für eine große Gnade und Befreiung ist es wissen zu dürfen: Wenn wir untreu werden, haben wir einen barmherzigen Hohepriester, der uns vergibt. Und wie tröstlich ist: Eingebettet in diese ernsten Ermahnungen ist auch unser möglicher Sieg mit Christus: Wenn wir mit Christus sterben – werden wir mit ihm leben. Wenn wir standhaft bleiben – werden wir mit ihm herrschen.
2 Tim 2, 22 E
Die jugendlichen Lüste aber fliehe; strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.
Paulus gibt hier Anweisungen zum Schutz des bereits gereinigten Lebens des Timotheus. Streben nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden kann dabei zweierlei heißen: Dass Timotheus diese Dinge noch gar nicht hat, was eher unwahrscheinlich ist, da Timotheus zu diesem Zeitpunkt schon lange glaubte und in seinem Dienst viel Verantwortung für andere getragen hatte. Oder es heißt, dass Timotheus diese Dinge noch nicht in dem Maße hat, wie er sie haben könnte, er also darin wachsen kann. Dafür spricht das Wort „strebe“. Diese Dinge machen das Leben derer aus, die ein reines Herz haben und den Herrn aus einem reinen Herzen anrufen können. Auf solche Christen verweist Paulus. Es scheinen nicht alle Christen zu sein, sondern eine besondere Gruppe. Es ist die Gruppe der Christen, die von Gott ein reines Herz geschenkt bekommen haben (vgl. 1 Tim 1, 5). Sie leben das erreichbare Leben der Liebe Gottes aus, das Leben, das Gott als Standard für alle seine Kinder gesetzt hat, das verheißene Land Gottes. Doch zeigt Paulus dabei auch, dass ein solch reines Herz kein statischer Endpunkt ist, sondern ein weites Wachstumsfeld, NACHDEM das Herz gereinigt ist. Denn in einem reinem Herzen wohnt nichts Unreines mehr. Aber ein reines Herz kann und soll in jeder christlichen Tugend weiter wachsen und zunehmen. Und danach soll Timotheus streben.
2 Tim 3, 10-11 N
Du aber bist mir nachgefolgt in der Lehre, in der Lebensführung, im Vorsatz, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, in der Geduld, in den Verfolgungen, in den Leiden.
Timotheus konnte den reinen Lebenswandel von Paulus nicht nur bezeugen, sondern Paulus gibt seinem Sohn im Glauben sogar Zeugnis, dass er selber so gelebt hat. Keiner von beiden leidet hier an Defiziten. Wer kann das von sich sagen? Doch nur, wer ein reines Herz hat, ein gutes Gewissen, und ungeheuchelt glaubt und Christus nachfolgt.
2 Tim 3, 16-17 S
Jede Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke ausgerüstet.
Es gibt eine christliche Vollkommenheit, die gottgewollt und für jeden Christen erreichbar ist. Sie wird durch das, was die Heilige Schrift lehrt, gefördert und kann durch sorgsames Studium von Gottes Wort – und Umsetzen im eigenen Leben – erreicht werden.
Das Wort Gottes hat den Anspruch, uns als Christen vollkommen zu machen. Es ist wirksam. Für das Wort Gottes sind wir keine hoffnungslosen Fälle. Durch das Wort Gottes können wir alles werden und sein, was Gott möchte – ohne dass dem noch etwas hinzugefügt werden muss. Denn das bedeutet das Wort „vollkommen“ (ἄρτιος, artios) hier: Vollständig, vollkommen, kompetent, fähig, allen Anforderungen zu genügen17. Wer für jedes gute Werk ausgerüstet ist, ist wirklich für jedes gute Werk gerüstet. Er hat keinen Mangel. Er kann alles tun, was Gott von ihm will. Jedes Werk heißt jedes Werk. Wer so ausgerüstet ist, muss in keinerlei Hinsicht mehr scheitern.
Deshalb schreibe ich dieses Buch: Damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk ausgerüstet.
2 Tim 4, 7-8 S
Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; hinfort liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage zuerkennen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebgewonnen haben.
Paulus blickt auf sein vergangenes Leben zurück. Ohne Stolz, aber in dem Bewusstsein, was Gott ihm durch seine Gnade ermöglicht hat, kann er sagen: Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Kein Wort des Klagens über verpasste Gelegenheiten, über Sünde, mit der alles Gute noch vermischt war, oder Hinweise darauf, dass er ja sowieso nur durch die Gnade Gottes gerade eben so errettet ist, oder dass er nur ein Bettler vor Gott ist. Ja, nur durch die Gnade Gottes allein ist jeder gerettet. Aber hier sieht Paulus auf sein Lebenswerk zurück und traut sich zu sagen, dass es gut war, dass er nichts bedauert, dass er richtig gelebt hat. Er betont die Siege, die er (durch Gottes Gnade) errungen hat. Wenn das nicht so in Gottes Wort stehen würde, würden wir schnell jemanden der so redet verdächtigen, stolz zu sein. Aber ich denke der ganze Ton des Briefes insgesamt macht es deutlich, dass Paulus hier nicht stolz ist. Er ist sich aber bewusst, was er durch Gottes Gnade alles für Siege erringen konnte. Und kann das einer so sagen, der ständig nur zwischen Sieg und Niederlage hin- und herpendelt? Ich denke Lebenszeugnisse nahe vor dem Tod einer Person lehren uns etwas Anderes.
2 Tim 4, 16-18 N
Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich; es werde ihnen nicht zugerechnet. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, auf dass durch mich die Predigt vollbracht werde, und alle die aus den Nationen hören möchten; und ich bin gerettet worden aus dem Rachen des Löwen. Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich, welchem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Das ist leider Realität: Der von außen kommende Druck und die Angst waren so groß, dass niemand von den Seinen Paulus beistand vor Gericht. Hier wird deutlich, dass es sehr schwer und selten ist, wenn Christen immer vollkommen leben. Aber egal, ob einige der Begleiter des Paulus vorher vollkommen lebten und nur hier einen Fall der Untreue erlebten, oder ob sie nicht vollkommen lebten – Paulus selbst konnte die Gnade Gottes in einer Weise erleben, die es ihm ermöglichte, seine Predigt zu vollbringen und standhaft zu bleiben. Er wurde aus dem Rachen des Löwen errettet. Und er hat sogar die tiefe Gewissheit, dass der Herr ihn VON JEDEM bösen [πονηρός, ponēros] Werk retten [ῥύομαι, rhuomai] und für sein himmlisches Reich bewahren wird! „Geht nicht“ gibt es nicht bei Gott und Paulus. Unser Herr ist so groß, dass er uns vor JEDEM bösen Werk bewahren kann. Dies ist eine extrem wichtige und klare Bibelstelle: Paulus erwartet kurz vor seinem Lebensende durch die Gnade Gottes, in keinster Weise mehr zu fallen oder zu sündigen bis er stirbt. Und Paulus erwartet dabei nicht, vor bösen Werken gerettet werden, die andere ihm antun werden. Denn er stellt deutlich den Bezug zur Bewahrung für Gottes himmlisches Reich vor eigenen bösen Werken her. Vor den bösen Werken anderer Menschen ihm gegenüber ist Paulus nicht gefeit – er schreibt fast im gleichen Atemzug in 2 Tim 4, 14, dass ihm der Schmied Alexander viel Böses angetan hat. Nein, Paulus erwartet, dass Gott ihn in sein himmlisches Reich durchbringt, OHNE dass er SELBST noch böse Werke tut! Und wer es noch nicht fassen kann, der vergleiche die griechischen Worte im Urtext mit denen aus dem Vaterunser in Mt 6, 13 S: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse [ῥύομαι, rhuomai] uns von dem Bösen [πονηρός, ponēros]“. Hier werden von Paulus in seiner zuversichtlichen Aussage exakt die identischen Schlüsselwörter und Schlüsselbegriffe gebraucht, die uns Jesus im Vaterunser lehrt zu erbitten und zu erwarten.
Und Paulus erwartet nicht, von „einem oder dem anderen“, „manchen“ oder „vielen“ bösen Werken gerettet zu werden. Er meint „von JEDEM BÖSEM WERK“. Und JEDES böse Werk heißt JEDES. Und ich muss hier wiederum betonen, dass Paulus nicht erwartet, gerade noch so errettet zu werden, weil er durch seine vielen Sünden so gebeugt ist. Nein, im Gegenteil: Er geht siegesbewusst im Hinblick auf seine durch die Gnade Gottes bisher erreichten und zukünftigen Siege auf Christus zu. Auch wenn das eine Ausnahmesituation allein im Leben des Paulus war, dass Gott ihm eine Zusage macht, dass er ihn die restliche Zeit seines Lebens kein böses Werk mehr begeht: Es macht doch deutlich, was Gott tun kann, dass wir das Vaterunser nicht vergeblich beten brauchen und dass Gott uns grundsätzlich vor dem Bösen bewahren KANN. Alle Ehre seinem Namen!
Wir sehen: Paulus ist ein Vorbild für alle Gläubigen. Er ist ein Vorbild – neben vielen anderen durch alle Zeitalter – von dem, was Gottes Gnade aus dem Leben eines Menschen machen kann. Und das zu erfahren, dazu ist jeder eingeladen. Paulus hatte einen Gott und einen Heiland, dem er zutraute, ihn von jedem bösen Werk zu bewahren.
Zusammenfassung 2. Timotheusbrief
Paulus ermutigt Timotheus. Gott hat uns als Christen nicht einen Geist der Zaghaftigkeit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Selbstbeherrschung. Das was Gott uns geschenkt hat, können wir nur durch den Heiligen Geist bewahren, der in uns wohnt und indem wir stark in der Gnade sind, die uns in Jesus Christus gegeben ist. Wir sollen mit Christus mitleiden und mit ihm mit sterben, um mit ihm zu leben und standhaft bleiben um mit ihm zu herrschen. Gott hat nicht in seinem Heilsplan für uns vorgesehen, dass wir Christus verleugnen. Aber Christus rechnet mit der Möglichkeit unserer Untreue. Jeder Christ kann, aber keiner muss untreu werden. Und Gott sei Dank – er bleibt uns trotz unserer Untreue treu.
Timotheus soll nach dem Vierklang Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden zusammen mit denen streben, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen. Die den Herrn anrufen aus reinem Herzen sind die, die eine ganz neue und andere Lebensqualität in Christus führen. Sie haben kein Böses im Herzen mehr. Es gibt also Christen, die den höchsten Standard Gottes für ihr Leben ausleben. Die Aufforderung, in praktisch allen christlichen Tugenden dann noch weiter zu wachsen zeigt, dass auch ein reines Herz ein weites Wachstumsfeld kennt.
Durch Paulus erfahren wir auch, dass das Wort Gottes völlig dazu geeignet ist, den Mensch Gottes vollkommen zu machen, zu jedem guten Werk ausgerüstet. Und diese Zusage gilt jedem im Volk Gottes, der das Wort Gottes hat und liest und ernst nimmt und an sich erprobt. Ja, das Wort Gottes hat den Anspruch, uns als Christen vollkommen zu machen. Es ist wirksam. Für das Wort Gottes sind wir keine hoffnungslosen Fälle. Durch das Wort Gottes können wir alles werden und sein, was Gott möchte – ohne dass dem noch etwas hinzugefügt werden muss. Denn das bedeutet vollkommen.
Und das wird auch noch bestätigt durch das persönliche Zeugnis des Paulus, der völlig überzeugt davon ist, dass Christus ihn durch seine Gnade bis zu seinem Lebensende von jedem bösen Werk – und jedes heißt jedes – retten und in sein himmlisches Reich hineinretten kann und wird. Auch wenn das nicht die Normalzusage an alle Gläubigen ist, wird doch deutlich, was Christus grundsätzlich tun kann: Uns vor dem Bösen bewahren, und zwar vor JEDEM bösen Werk.
Für mich geht der zweite Timotheusbrief deutlich pro möglicher völliger Heiligung des Volkes Gottes aus.
contra
2 Tim 2, 11-13 N
Wenn wir ihn aber verleugnen, wird er auch uns verleugnen, und wenn wir untreu sind, bleibt er dennoch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
pro
2 Tim 2, 22 E
Die jugendlichen Lüste aber fliehe; strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.
2 Tim 3, 16-17 S
Jede Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke ausgerüstet.
2 Tim 4, 18 N
Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich, welchem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Meine Beobachtungen