Vollkommen unvollkommen

© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus,  Vollkommen unvollkommen, epubli.de, 2021.

Vollkommen unvollkommen

Es geht in diesem Buch nicht darum, ob wir als Christen ein fehlerloses Leben führen können. Das ist augenscheinlich unmöglich und nicht der Fokus der Bibel. Fehlerlos ist alleine Gott. An Weisheit, Einsicht, Wissen und Kontrolle über unser Tun fehlt es uns allen. Wir werden immer irren, wir werden immer Fehler machen. In dieser Hinsicht sind wir vollkommen unvollkommen und Gott alleine vollkommen. Und doch steht geschrieben:

Mt 5, 48 N
Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

Jesus fordert hier von uns die gleiche Vollkommenheit in der Feindesliebe, die ihm und seinem Vater zu eigen sind. In dieser Hinsicht sollen und dürfen wir vollkommen vollkommen sein.

Die Trennung zwischen Fehlern, die zu Schuld führen   und

Sünden, die zu Schuld führen

ist essentiell.

Vollziehen wir sie nicht, erübrigt sich die Frage, ob wir so leben können, wie es Gott gefällt. Es ist aussichtslos.

Was kann ein Christ, selbst wenn er völlige Liebe hätte und in allem heilig leben würde, alles falsch machen?

Die Antwort ist: Praktisch alles, was ein Mensch falsch machen kann und was sich seiner subjektiven Einsicht oder seinem begrenzten menschlichen Sein entzieht. Er kann durch falsche Planung Projekte vermasseln, zu Terminen zu spät kommen, Regale falsch aufbauen, das Essen anbrennen lassen, durch Kulturfehler andere beleidigen, durch eine kleine Unachtsamkeit zu schnell fahren oder Verkehrsunfälle bauen, Menschen auf die Füße treten und sie ungewollt an Leib und Leben schädigen, mit anderen Menschen durch eine falsche Einschätzung der Lage zu hart oder zu milde umgehen, aus Versehen als Arzt falsch operieren, im Büro Rechenfehler machen, in der betrieblichen Fertigung Fehlproduktionen verursachen, unwissentlich Gesetze übertreten, seine Kinder nicht angemessen erziehen, weil er es nicht besser versteht, mit Situationen aller Art überfordert sein, in Aufgaben, die nicht seinen Gaben entsprechen versagen, von seiner Kraft her vieles nicht schaffen, was auch noch gut oder notwendig wäre, und unendlich viel mehr, die Liste würde kein Ende finden.

Ein völlig heilig lebender und liebender Mensch würde und wird praktisch weiterhin überall an allen Ecken und Enden an anderen Menschen ständig und immer noch schuldig werden. Und damit kann und muss er auch aus vollem Herzen beständig für sich selber beten:

Und vergib uns unsere Schuld – vergib mir meine Schuld – bis zu 7-mal 70-mal am Tag.

Doch wie können wir Schuld und Sünde unterscheiden?

Sünden aus Unwissenheit
Wichtig ist, dass wir das Wort Gottes gut kennen. Wie oft sagt Paulus seinen Gemeinden: „Wisst ihr nicht … ?“ Aus Unwissenheit des Wortes Gottes können wir falsche Ansichten über Gottes Willen haben, unsere Vorrechte als Kinder Gottes nicht gebrauchen oder ungewarnt sündigen.
Alle daraus entstehenden Sünden brauchen Vergebung (3 Mose 5, 18; Hes 45, 20). Durch zunehmende Kenntnis des Wortes Gottes sollten wir immer weniger aus Unwissenheit sündigen. Studieren wir Gottes Wort! Wer das Wort Gottes GANZ im Herzen hat und sich durch den Heiligen Geist leiten, unterweisen und erfüllen lässt, wird immer weniger aus UNWISSENHEIT sündigen.

Sünden aus Versehen
Die Bibel erwähnt Schuld aus Versehen, oder weil wir nicht den vollen Überblick über dieses Leben haben nur am Rande. Eines der wenigen Beispiele steht im Alten Testament (5 Mose 19, 1-13): Wer ohne böse Motivation jemand anders aus Versehen tötete, war vor Gottes Augen unschuldig: Einen solchen Menschen so wie für einen absichtlichen Mord zu bestrafen, wäre sogar seinerseits Blutschuld vor Gott. So konnte, wenn beispielsweise einem Israeliten beim Holzmachen das Eisen vom Axtstil glitt und jemand anders unabsichtlich tödlich traf, der Täter in die nächstgelegene Freistadt in Israel fliehen. Dahingestellt ist, ob er hätte besser aufpassen und nicht in eine Richtung hacken können, in der kein anderer stand. Doch klar ist: Das war ein unbeabsichtigter Unfall ohne Vorsatz. In einem solchen Fall konnte sich der Täter, bzw. Verursacher schützen und vor jeder Ahndung seiner Tat bergen, solange der damalige Hohepriester lebte.
Unser Hohepriester Jesus ist unsere Freistadt für unsere Fehler, durch die andere zu Schaden kommen. Und er lebt ewig und wir sind durch seine Vergebung und seinen Schutz vor Anklagen sicher (Hebr 7, 25).

Herzenssünden
Unsere entscheidenden Sünden vor Gott sind die bewussten Übertretungen der Gebotes Gottes. Und im Gesetz Gottes steht nirgendwo geschrieben: „Du sollst keine Fehler machen“. Vielmehr: „Liebe!“ „Sei heilig!“ „Habe ein reines Herz!“

Das Wort Gottes legt den fast alleinigen Fokus auf die Sünde, die aus unserem Herzen kommt. Das ist unser wirkliches Problem vor Gott. Die Frage ist: Können wir von ihr frei werden – im Gegensatz zu unseren Fehlern?

Denn wenn jemand durch Gott in der Liebe vollkommen und ganz geheiligt werden kann – wenn es denn solch ein Leben nach dem Wort Gottes gibt -, dann wird er sich trotz seiner ganzen menschlichen Fehlerhaftigkeit doch einer Sache nicht schuldig machen: Er wird niemals Gott und seinen Nächsten nicht von ganzem Herzen lieben: Nein, er wird andere Menschen allezeit, nach besten Wissen und Gewissen und mit aller Kraft lieben und auch Gott – wie sich selbst. Und das 24 Stunden am Tag. Er ist vor Gott rein und lebt vor Gott rein, ohne sich selbst durch die Welt zu verunreinigen. Er ist heilig und lebt heilig. Er hat Geduld. Er ist gütig. Er kennt keinen Neid. Er macht sich nicht wichtig und bläht sich nicht auf; er ist nicht taktlos und sucht nicht sich selbst; er lässt sich nicht reizen und trägt Böses nicht nach; er freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht, er freut sich, wenn die Wahrheit siegt. Er erträgt alles; er glaubt und hofft immer. Er hält – durch Gottes Gnade – allen Versuchungen des Tages stand.

In seiner menschlichen Begrenztheit ist er unvollkommen – in der Liebe zu Gott und dem Nächsten vollkommen. In welchen Farben sich das Licht Gottes an seinen persönlichen Ecken und Kanten auch bricht – es wird immer ein wunderbares Glänzen der Herrlichkeit Gottes durch ihn oder durch sie hindurch sein.

Deshalb kann, wird und sollte ein solcher Mensch auch alle Fehler sofort zugeben und Gott und Menschen um Vergebung bitten – auch wenn er/sie sich von seinen Absichten dahinter und von seiner Motivation nichts vorzuwerfen hat. Und wenn doch – dann kann, sollte und wird ein solcher Mensch auch seine Sünde einsehen, bekennen, umkehren und wieder ausräumen. Denn wir alle sind auf die Gnade Gottes und das Blut Christi zu unserer Reinwaschung und Reinerhaltung angewiesen.

 

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