Nachahmerschaft!

© Heino Weidmann Hat Gott wirklich? gesagt – 95ThesenTeil2.de zu deinem Sieg über die Sünde durch Jesus Christus, Teil 3  Gesamtbiblische Betrachtungen – Christus, der Vater und wir – Nachahmerschaft!, epubli.de, 2021.

Nachahmerschaft!

Paulus tröstet seine Gemeinden an keiner Stelle mit seinem aktuellen Versagen, sondern spornt sie zu Höchstleistungen an aufgrund seines eigenen guten Beispiels. Und so machen es auch die anderen Schreiber der neutestamentlichen Briefe.

Keiner von ihnen versucht seine Leserschaft dadurch aufzubauen, dass er sagt, er habe ja auch ein Problem mit der Sünde und er könne alles Versagen verstehen und Hauptsache, wir hätten die Vergebung und dass wir auch nicht besser seien als andere Menschen…. Immer werden die Gläubigen mit liebenden Worten zu Höchstleistungen angespornt und die heiligsten Gebote vor Augen gestellt (Röm 13, 8; 1 Petr 1, 15-16). Oft verweisen die Apostel – vor allem Paulus – auf ihr eigenes gutes Vorbild und beispielhaftes Glaubensleben (1 Thess 2, 10). Sie folgen Christus nach, unserem Ur-Vorbild. Und das sollen die Gemeinden, denen sie schreiben, auch tun (1 Kor 11, 1). Der Verweis auf das eigene Vorbild ist ständig präsent.

An manchen Stellen stellen sich die Apostel aber auch auf die Stufe ihrer Leser/Hörer. Doch aus dem Kontext des gesamten jeweiligen Briefes wird relativ schnell klar, dass dies eher ein pädagogisches Gleichstellen ist, um zu zeigen, dass sie immer noch Menschen und versuchlich wie ihre Leser sind.

Wenn Paulus im 1. Korintherbrief sagt: Das habe ich auf mich bezogen, Brüder, und auf Apollos. An unserem Beispiel solltet ihr lernen, nicht über das hinauszugehen, was in der Schrift steht. Dann werdet ihr euch nicht wegen des einen gegen den andern aufplustern. (1 Kor 4, 6), dann wird durch den Kontext und viele andere Passagen klar, dass er an dieser Stelle seine Gleichstellung und sein Beispiel nur aus pädagogischen Gründen so gewählt hat. Das Ziel des Paulus ist, dass die Korinther sich nicht in fleischlicher Weise einer über den anderen erheben – nicht, dass man in Demut nicht sagen kann, was Gott in seinem eigenen Leben durch seine Gnade bewirkt (hat) (2 Kor 10, 8; 13, 10; 2 Kor 1, 12, 2, 17; Röm 9, 1-3; 1 Thess 2, 10). In der überwiegenden Mehrheit weiterer Passagen stellt sich Paulus als Vorbild ohne Fehl und Tadel dar (siehe Teil 2 – Kapitel Der Apostel Paulus – Das Leben des Paulus, Selbstsicht: Vorbild ohne Fehl und Tadel).

Und wenn Jakobus z. B. in seinem Brief „Wir fehlen alle mannigfaltig“ schreibt (Jak 3, 2), kann er sich schlecht selber wirklich gemeint haben, denn er fährt fort (V. 9): Mit der Zunge fluchen wir den Menschen, die im Bilde Gottes geschaffen sind – doch nicht Jakobusso auch 3, Kapitel 12! Denn er sagt auch (V. 2b): Wer mit seiner Zunge nicht fehlt, ist ein vollkommener Mensch, der auch sein ganzes Wesen kontrollieren kann. Er kannte also solche Menschen oder war selber dieser Mensch. Aber er wollte es angesichts des teils sehr schlimmen Zustandes seiner Leser nicht groß herausstellen. Und bei der Stelle über die Zunge will er verhindern, dass Geschwister, die im Glauben noch nicht so reif sind, vorschnell danach trachten zu lehren. Denn wenn sie etwas lehren, was sie selber nicht gar nicht tun, würde das Gericht über sie bringen. Jakobus als von Gott eingesetzter Lehrer selber aber scheut sich aber nicht, in seinem Brief die krassesten Dinge zu lehren: Freude in Anfechtungen, ein vollkommenes Werk der Standhaftigkeit, das zu einer vollkommenen Reife führt, das königliche Gesetz der Freiheit wirklich zu erfüllen, ohne auch nur in einem Punkt das Gesetz zu übertreten, Weisheit von oben durch den guten Wandel seiner Werke zu zeigen, die Zunge nicht falsch zu gebrauchen und vieles andere mehr. Mit allem, was der Apostel Jakobus in seinem Brief lehrt, würde er sich selbst verdammen, wenn er es nicht selber hält und tut. Es sei denn, er sagt im gleichen Atemzug dazu, dass es ihm eben auch nicht gelingt – so wie heutzutage praktisch jeder Prediger in jeder seiner Predigt. Aber Jakobus tut das nicht. Mit einer an Unverfrorenheit grenzenden Schärfe verurteilt er Sünde und ruft Sünder auf, umzukehren, als ob er selbst alles, was er lehrt, ganz selbstverständlich in seinem Leben umsetzen würde. Durch das alles wird deutlich: Jakobus tat auch selbst, was er lehrte und „fehlte nicht in allem viel“, so wie er es in seiner Solidaritätsaussage seinen Lesern gegenüber sagt.

Diese zwei Stellen allein (Paulus und Jakobus) unterstützen keine Theologie der Verkündigung des eigenen Versagens der Apostel.

Nirgendwo im Neuen Testament entsteht der Eindruck, die Gemeinden und Leser seien damit überfordert, dass die Apostel sich als Vorbilder hinstellen. Was ist der Grund dafür? Alle Apostel erklären, was Christus getan hat, was er tun kann, und was er tut und tun wird. Uns alle Apostel leben mit ihrem eigenen Leben vor, was sie sagen. Ihre Lehre stimmt mit ihrem Leben überein. Dadurch rückt das Leben Christi, das die Apostel ihren Gemeinden vor Augen stellen, den Gemeinden in greifbare Nähe. Niemand ist überfordert. Alle haben die feste und auch begründete Hoffnung, dass sie in der Nachfolge Christi so werden und leben können, wie die Apostel sind und Jesus war und wie Jesus und die Apostel lebten.

Paulus ist sich seiner Beauftragung als Vorbild und Beispiel Gottes für die Gemeinden sehr bewusst.

1 Tim 1, 16 S
Aber darum ist mir Erbarmung widerfahren, damit an mir zuerst Jesus Christus alle Geduld erzeige, zum Beispiel denen, die an ihn glauben würden zum ewigen Leben.

Und er nimmt diesen Auftrag Christi an. Ja er kann sogar seinen Gemeinden guten Gewissens sagen:

1 Kor 4, 16 S
Werdet meine Nachahmer!

1 Kor 11, 1 S
Werdet meine Nachahmer, gleichwie ich Christi!

Phil 3, 17 N
Nehmt mich als Vorbild, Geschwister; und lernt auch von denen, die unserem Beispiel folgen.

Auch der Hebräerbriefschreiber ruft seine Leser auf, ihn und andere zum Vorbild zu nehmen.

Hebr 13, 7 + 18 S
Gedenket eurer Führer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; schaut das Ende ihres Wandels an und ahmt ihren Glauben nach! …

Betet für uns! Denn wir sind überzeugt, ein gutes Gewissen zu haben, da wir uns allenthalben eines anständigen Lebenswandels befleißigen.

Und über die Apostel hinaus sollen wir Christus nachahmen. Paulus konnte es. Andere konnten es. Und ihre eigene Nachahmung Christi war so vollkommen, dass Paulus sich und diese anderen selbst anstatt Christus zur Nachahmung empfehlen konnte, wie wir oben gesehen haben (1 Kor 11, 1). Paulus hatte keine Spur von Unmöglichkeitsgedanken oder Minderwertigkeitskomplexen.

Bei der Nachahmung und dem Vorbild von Menschen hätten wir ja vielleicht noch Hoffnung, so wie diese Menschen sein und leben zu können. Aber es kommt noch besser. Wir sollen Christus selber nachahmen.

Eph 5, 1-2 S
Werdet nun Gottes Nachahmer als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, gleichwie Christus uns geliebt und sich selbst für uns gegeben hat als Gabe und Opfer für Gott, zu einem angenehmen Geruch.

Phil 2, 5-8 S
Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie Jesus Christus auch war, … sich selbst entäußerte, die Gestalt eines Knechtes annahm…, sich selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod.

Wir sollen Christus also in seiner Hingabe und Opferbereitschaft nachahmen. Doch es kommt noch besser.

1 Petr 1, 22 N
Auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Fußspuren folgt. Er hat keine Sünde begangen und kein unwahres Wort ist je über seine Lippen gekommen. Er wurde beleidigt und schimpfte nicht zurück, er litt und drohte nicht mit Vergeltung, sondern überließ seine Sache dem, der gerecht richtet.

Wir sollen auch keine Sünden begehen und keine unwahren – das heißt sowohl nur wahre, als auch nur von unserem eigenen Leben gedeckten -Worte reden. Wer hier irgendetwas ausklammert von der uns be- und nicht empfohlenen Nachfolge Christi, der verlässt den Boden der Schrift. Wir sollen Christus in seiner schuldlosen, wahrhaftigen, demütigen und sterbensbereiten Liebe völlig nachahmen. Und wo wäre die Einschränkung, die das relativiert und sagt, das wäre nur zu einem Teil oder ansatzweise möglich? Diese Einschränkung kommt nur von unseren harten Herzen, nicht von Gottes Wort.

Der Umstand, dass wir das Vorbild Christi und der Apostel gleicherweise nachahmen sollen zeigt uns ganz klar, dass wir wie Christus und die Apostel leben können – ohne jede Einschränkung. Und das heißt das Gesetz, die Liebe und die Vollkommenheit Jesu auszuleben, wie Jesus und die Apostel sie ausgelebt haben.

Click to listen highlighted text!